aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Rätselhaftes Cottbus
Stammtischthese: Herkunft des Stadtnamens gilt auch im 850. Jahr der Ersterwähnung als ungewiß

Cottbus (h.) 130 deutsche, wendische, sorbische oder polnische Schreibweisen des Namens Cottbus sind bekannt, möglicherweise ebenso viele Deutungen, wie sich der Name herleiten läßt. Welche davon am wahrscheinlichsten ist, konnte der Geschichtsstammtisch letzten Montag auch nicht klären, aber er vermochte höchst anschaulich zu vermitteln, warum die Cottbus-Interpretationen so weit gefächert sind.
Allein schon der Anfangsbuchstabe wird in der deutschen Sprache zum Stolperstein: C oder K? Auch Köln/Cöln, Calau/Kalau und andere Städte haben das Problem. Oberbürgermeister Paul Werner (Amtszeit 1892-1914) versuchte Kraft Amtes die C-Schreibweise auch in Berlin durchzusetzen, aber es blieb bis heute beim „Kottbuser Tor“.
Weil „Schöne Budchen“ oder „Schöne Häuser“, „Krebsreiche Gegend“ und auch die Übernahme des Begriffs von den fränkischen „Herren zu Cotibus“ (über lateinischen Umweg) letztlich unbefriedigend blieben, vertiefte sich Werner Meschkank nochmals in klangliche und sinninhaltliche Übergänge vom Deutschen ins Wendische und zurück und versuchte eine „leselustige“ Erklärung. Die ist ausführlich nachzuschlagen in einem Sonderheft der „Cottbuser Blätter“, das dem 75. Geburtstag von Siegfried Neumann gewidmet ist und 19 interessante Aufsätze zur Regionalgeschichte enthält.
Die neue Namensdeutung für Cottbus heißt bei Werner Meschkank „Zur Überfahrt“. Auch für deutsche Ohren führt Meschkank gut hörbar durch Analogien vor, wie sich Buchstaben und deren Klangbild verschieben. Am ohren- und augenfälligsten wird das bei den Buchstaben b und w. B wird oft wie w gesprochen, was ganz leicht ein „bus“ zu „woz“ werden läßt. „Ko-prze-wos“ ist dann eine Drei-Silben-Fügung für „Zur-über-fahrt“.
Die gründlich ausgeführte Kausalkette gefällt den Namensforschern, weil sie nach Erklärung für „Gesehenes“ und zweck-orientiert Gesprochenes sucht. Geschrieben wurde ja vor 800 und mehr Jahren kaum. Wo also geht es „nach Cottbus“ oder auch „zur Überfahrt“ über die Spree? So wird Cottbus zum dritten deutschen Frank-Furt? Zur Furt für die Franken? - Ein erbauliches Stammtischthema.


Zwei Herren, die sich seit Jahren mit Cottbus-Deutungen und -Schreibweisen befassen: Links Museumsleiter Werner Meschkank, der in Cottbus sorbisch-wendischsprachig aufwuchs und deutsch auf der Straße lernte, nach dem Abitur an der Sorbischen Erweiterten Oberschule in Leipzig Journalistik studierte und später beim Rundfunk tätig war; neben ihm Hans-Hermann Krönert, Journalist und Redakteur des Heimatkalenders, der wiederholt zu Schreibweisen des Namens Cottbus mit C, K oder Ch und ein oder zwei „s“ und anderen Abweichungen publizierte
Foto: Hnr.
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