aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Die Knackpunkte
Fünf Bundestagskandidaten fassten Positionen zusammen und waren sich näher als vermutet: Spannendes Wahlkampf-Finale auf der gut gefüllten DoppelDeck-Terrasse

Cottbus (h). Es war das finale Gemeinschaftserlebnis der wichtigsten Wahlkreiskandidaten - dieses PolitPiano auf der überfüllten DoppelDeck-Terrasse. Alle hatten sich im Wahlkampfmarathon zumindest befähigt, knapp zu formulieren, damit viel besprochen werden kann. Gabi Grubes Küchen-Kurzzeitwecker kam kaum zum Warnklingeln. Den Geräuschpegel bestimmte vielmehr häufig aufbrausender Beifall aus unterschiedlichen Lagern.
Zu welchen Kernfragen wurden sie, die Kandidaten gefordert, wo wäre zuerst Handlungsbedarf, wollte die Moderatorin wissen. Abbau der Arbeitslosigkeit durch Mittelstandsförderung, Wirtschaftswachstum durch bessere Bildung, deklarierte Prof. Martin Neumann, der FDP-Kandidat. Steffen Reiche (SPD) will vor allem stärkeres Vertrauen schaffen - auch für die, wie er meint, gut auf den Weg gebrachten Reformen. Sie seien sozial gerecht und „die größten Steuerreformen der Nachkriegszeit.“ Gabriela Arzt (CDU) stimmt ihm zu, was das Vertrauen betrifft, will die Menschen aber befreien aus einem „maroden Sozialsystem“. „Eichels Streichlisten machen mir Angst“ sagt sie und hat eine freundliche Lösung für mehr Arbeit: „Unternehmern muss die Arbeit wieder Spaß machen durch Raum für Individualität.“
Mit beiden Vorrednern eint Dr. Andreas Trunschke, den PDS-Linken, fast nichts: „Die größte Umverteilung von unten nach oben“ erkennt er in der augenblicklichen Politik; er will ökonomischen Umbau, mehr wirkliche Demokratie.“ Rudi Milius als unabhängiger Kandidat steht erstmals auf Augenhöhe mit Parteikandidaten. Er wurde in Medien und bei Veranstaltern geschnitten, beklagt sich aber nicht, sondern wirft ein: Der extremen Staatsverschuldung müsse zuerst Einhalt geboten werden. „Wir bürden unseren Kindern und Enkeln immer mehr Last auf.“
Milius leitete gleich die „Wohlstands“-Fragerunde ein: „Nicht mit höherer Mehrwertsteuer“, warnte er. Die mache das Handwerk und das Geldausgeben kleiner Leute kaputt. Während Trunschke die Politik des „In-die-Taschen-Fassens“ pauschal geißelte und Lafontains ‘98-er Umverteilungskonzept hervorkramte, besänftigte die CDU-Kandidatin: Deutschland habe (auch unter SPD-Flaggen) hohen Wohlstand und soziale Sicherheit. „Lasst uns soviel erwirtschaften, dass wir Erreichtes halten können“, rief sie aus. Trunschke mag recht behalten, schienen die anderen einzuräumen: Arbeit für alle bleibt ein unerfüllbarer Traum. Trotzdem:
Reiche verbindet mit Arbeit nicht nur Erwerb, sondern auch Würde - ein Menschenrecht.
Von Modellregion und Ostförderung war die Rede, die Trunschke und Neumann noch lange wollen. Dagegen sind sich Reiche und Arzt einig: Es sei unfair zu konstatieren, der Aufbau Ost sei gescheitert. „Die SPD hat Konzepte für Wachstum, gerade in Brandenburg, erklärte Reiche, die CDU-Kandidatin hielt es 15 Jahre nach der Wende für unangebracht, überhaupt noch gedanklich in Ost und West zu trennen.
Die Botschaften fanden differenzierte Resonanz. Eines aber war auch nach langer, offenherziger Publikumsrunde deutlich: Sie sind alle wählbar, diese Kandidaten; ehrenwerte, engagierte Mitbürger. Man muss zum Stimmlokal...

„Voll die Vielfalt“ der politischen Art präsentierte BB Radio- und PolitPiano-Moderatorin Gabi Grube (r.) zum Wahlkampffinale unterm radioroten Schirm. Es tröpfelte vom Himmel während der „Elefantenrunde“ am Donnerstagabend, aber keiner der Kandidaten blieb - auch nicht im übertragenen Sinne - im Regen stehen: Einzelbewerber Rudi Milius („Meine erste Chance in Augenhöhe mit den Parteibewerbern“), Dr. Andreas Trunschke für Die Linke-PDS, Gabriele Arzt (CDU), Steffen Reiche (SPD) und Prof. Martin Neumann (FDP) markierten Gemeinsamkeiten
und Gegensätzliches ihrer Ansätze für deutsche Politik
Foto: Hnr.
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