Cottbus
(h). Mit viel Wut im Bauch geht Michael Becker, Cottbuser Theatergängern
seit Jahren als Schauspieler und neuerdings auch als Autor bekannt,
an seine erste Regiearbeit. Junge Leute erleben tagtäglich
in den Medien einen exemplarisch vorgerführten Werteverfall,
erleben, wie Politiker lügen und bestechen, sie sehen den
ungefilterten Dreck von Mord und Totschlag... kritisiert
er. Und fügt hinzu: Wir müssen Zeichen setzen
und fragen: wo sind wir denn? Warum tut niemand etwas?
Mit seinen drei Darstellern Paul Gill, Puja Behboud und Rolf-Jürgen
Gebert will er etwas tun. Das Stück Hallo
Nazi, seit 2000 in vielen deutschen Jugendtheatern aufgeführt,
scheint allen zusammen geeignet, in Diskussionen um Werte, um
Rechte Gedankenwelt, um Ausländerhaß und alltägliche
Brutalität einzugreifen. Seit Donnerstag wird daran öffentlich
im ehemaligen Galerie-Pavillon in der Stadtpromenade geprobt.
Dort findet kommenden Dienstag auch die Premiere statt, für
zwei weitere Vorstellungen am 23. und 28. September, jeweils 19.30
Uhr, gibts noch Plätze. Gekonnt zeigen die Szenen auf
einer Blechplatte, wie trivial die Argumente, wie durchsichtig
die Mißverständnisse, wie ungehemmt die Aggressionen
sind. Dennoch sind sie nicht ganz verloren - dieser Rechte Rudi,
dieser halbrechte Bulle, dieser clevere Jungpole.
Zur Vorstellung gehört immer die Diskussion danach, bei der
Premiere sind auch Szenen-skizzen von Günter Rechn zu sehen.
Ein Zusatzangebot ist der Künstlerstammtisch, sonst im Doppeldeck,
im Glaskasten am 4. Oktober (ausnahmsweise dinestags). Das Stück
geht dann in Schulen, in den Knast, ins wirkliche Menschenleben.
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Michael Becker
(l.) inszeniert Hallo Nazi!
mit Puja Behboud als Rudi (o.l.)
und Paul Gill als jungen Polen
Fotos:
Hnr. |