aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

‘Blümchen’-Sport
Die Cottbuser Fechter präsentierten im DoppelDeck Deutsche Meister

Cottbus (h). Die „laufende Anmeckerei“ vom Trainer habe ihm die Lust am Fußball verdorben, erzählt Philipp Reimann (11). Zufällig kam er vor drei Jahren an der Fechthalle in der Juliot-Curie-Straße vorbei, schaute rein und - blieb. Seit drei Jahren trainiert er sechsmal die Woche. Kai Krause, Trainer und Vereinsvorsitzender, lacht und nickt, als der Bengel im Grundton tiefster Überzeugung auf die Frage, was er mal werden wolle, antwortet: Olympiasieger.
Auch Kai Krause wechselte dereinst vom Fußball zum Florett. Das stählerne Stichgerät hat seinen Namen aus dem Französisch-Italienischen und heißt eigentlich „Blümchen“, wohl weil der Knopf, der die Hand schützt, wie eine solche an dünnem Stengel wirkt.
Fechten ist eine „Randsportart“ mit nicht leicht verständlichem Regelwerk. Wahrscheinlich nur deshalb ist kaum bekannt, daß Cottbus die Landeshochburg der Florettkämpfer ist. Anfang Juni werden im Kolkwitz-Center Deutsche Meisterschaften ausgetragen. Die Gastgeber aus dem Cottbuser Süden haben Titelhoffnungen.
Ins verdiente Rampenlicht brachte Moderator Joachim Rohde die Fechter bei seinem Sport-Mix diese Woche. Mit Janek Löbel und Christopher Kreßler trainieren zwei Deutsche Meister der B-Jugend beim Lausitzer Verein, Anja Köhler holte sich 2004 Bronze im deutschen Vergleich. Auch künftig wird es eine meisterliche Florett-Jugend hier geben, verspricht Jugendwart Daniel Witt, der sich unter anderem um „fechterische Früherziehung“ kümmert: Mit fünf bis sieben Jahren fangen die Kinder bei ihm an, obwohl sportlicher Einstieg eigentlich erst für Achtjährige üblich ist.
Vereinsfleiß trägt Frucht: Der Club soll Landesstützpunkt für Florett-Fechten werden. Aber nicht allen Cottbuser Sportverantwortlichen gefällt das. „Mich ärgert, daß unsere Talente im Sportgymnasium nicht richtig rangenommen werden“, sagt Krause. „Ein Mädchen haben wir dort, sie muß aber Volleyball trainieren, owohl sie die Zeit des Schultrainings auch hier auf der Fechtbahn nutzen könnte.“ Die Halle liegt direkt neben der Eliteschule. Ein Glücksfall eigentlich. Direktor Neubert will den Fechtern durchaus helfen, aber so richtig geht’s dann doch nicht. Dabei stehen schon Olympia-Siegeranwärter an. Auch Philipp, genannt „Rudi“, will ans Sportgymnasium.


Anja Köhler errang letztes Jahr in ihrer B-Jugend Bronze der Deutschen Meisterschaft. Vor Kai Krause (l.), Vereinsvorsitzender der Cottbuser Fechter, und Moderator Joachim Rohde zeigt sie ihr Sportgerät
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