Spremberg (tr). Als Rebellen von Spremberg
wurden Ulrich Schmidt, Geschäftsführer der Städtische
Werke Spremberg (Lausitz) GmbH und Aufsichtsratsvorsitzender Frank-Michael
Schober, bundesweit bekannt. Das war damals sicher die bewegteste
Zeit meines Lebens, sagt Ulrich Schmidt heute. Gemeint ist
jene Zeit im Januar 1993, als die Spremberger Stadtverordneten
gegen den sogenannten Stromvergleich vor dem Bundesverfassungsgericht
Sturm liefen. Und zwar mit Erfolg: Schließlich blieb die
Eigenständigkeit der Städtische Werke Spremberg (Lausitz)
GmbH gegenüber den mächtigen westdeutschen Stromversorgern
gewahrt. Ein Ossi-Wessi-Gefühl hat der Geschäftsführer
dennoch nicht: Wir sind fachlich auf der gleichen Ebene.
Wir können uns mit jedem Stadtwerk in den alten Bundesländern
messen.
Durch schwere See
Am Donnerstag wird Ulrich Schmidt feierlich im Bootshaus der SG
Einheit Spremberg aus dem aktiven Berufsleben verabschiedet. Vom
ersten Tag der 1991 wieder gegründeten Städtische Werke
Spremberg (Lausitz) GmbH war Ulrich Schmidt ihr Geschäftsführer.
Und was für einer! Stets bedacht und wohlüberlegt steuerte
der gebürtige Spremberger sein Schiff durch die oftmals schwere
See. Zugute kam Ulrich Schmidt immer sein unternehmerischer
Weitblick sowie seine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen.
Die berufliche Karriere des 63-Jährigen begann nach Studium
in Freiberg und Dresden (Abschluss als Diplomingenieur Technische
Gebäudeausrüstung) im Jahre 1971 als Projektierungsingenieur
beim Wohnungsbaukombinat Cottbus. Nach weiteren beruflichen Stationen
war Ulrich Schmidt ab 1984 im VEB Gebäudewirtschaft als Direktor
Wärmetechnik tätig. Ende der 80er Jahre wurde er in
die Aufbauleitung für die Innenstadtbebauung Spremberg berufen.
Es war jene Zeit, als Markt und Lange Straße durchweg mit
Plattenbauten gestaltet werden sollten. Die
Baugruben am Markt waren schon ausgehoben, erinnert sich
Ulrich Schmidt. Eigentlich sollte es, ähnlich wie beim Wendischen
Viertel in Cottbus, eine kleinteilige Bebauung geben. Doch SED-Bezirksleitung
und der Rat des Bezirkes beschlossen die Platteneinöde. Es
war einer der schwärzesten Tage meines Lebens, als ich in
Hoyerswerda erfuhr, dass die kleinteilige Bebauung gestrichen
wurde, so Schmidt. Und weiter: Es war so arg, dass
ich wieder mit dem Rauchen begann. Nur Monate später
verhinderte die Wende einen städtebaulichen Kollaps am Spremberger
Markt. Aus jenen unruhigen Tagen rührt auch Ulrich Schmidts
hervorragendes Engagement bei Pro Spremberg. Diese
Arbeit macht mir großen Spaß, so Schmidt. Und
weiter: Zum Richtfest des umgestalteten AWH werden wir stolz
dabei sein. Denn Pro Spremberg passt sehr wohl auf, dass
nichts passiert, was für Spremberg Schaden bedeutet.
Mit Fingerspitzen
Schaden von den Städtischen Werken Spremberg wird auch Harald
Geisler jederzeit abwenden, ist sich Ulrich Schmidt über
seinen Nachfolger sicher. Er gibt ihm viel Fingerspitzengefühl
mit auf den Weg, der durch die politisch gewollten, immer
bürokratischeren Zeiten führen wird. Harald
Geisler braucht viel Standvermögen, und das wird er haben
so Schmidt.
Ulrich Schmidt wird sich nach seiner offiziellen Pensionierung
am 31. Dezember keinesfalls aufs Altenteil zurückziehen.
Ich will unbedingt weiter bei Pro Spremberg mitarbeiten.
Und natürlich auch öfters die alten Freunde
treffen, wie beispielsweise Werner Kadach, Jürgen Gäßner
oder Achim Handrick, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
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Ulrich Schmidt,
seit 1991 Geschäftsführer der Städtische Werke Spremberg
(Lausitz) GmbH, wird am Donnerstag im Bootshaus feierlich in den
Ruhestand verabschiedet. Schmidt brachte es bei der SG Einheit,
deren Mitglied er seit 50 Jahren ist, zum mehrfachen Bezirksmeister
im Vierer- und im Zweier-Kajak Foto: T. Richter |