Magistrale
mit Unterbrechungen
Carl-von-Ossietzky- und Rudolf-Breitscheid-Straße
sollten einst Eins werden
Cottbus
(tr). Wäre es nach dem städtischen Bebauungsplan von 1892
gegangen, gäbe es heute eine durchgehende Rudolf-Breitscheid-Straße
von der jetzigen Straße der Jugend bis zur Lausitzer Straße.
Sie sollte als südliches Pendant zur Karl-Liebknecht-Straße
dienen. Doch später wurde eine durchgehende Kaiserstraße,
wie die Verbindung einst hieß, nicht mehr benötigt. So
gibt es heute den autofreien Durchgang von der Wernerstraße
zur Schillerstraße/Carl-von-Ossietzky-Straße.
Boomende Industrie
Die heutige Carl-von-Ossietzky-Straße gehörte einst zum
boomenden Industriegebiet zwischen Schillerstraße und Lausitzer
Straße. Den Namen des Publizisten der Weimarer Republik, Carl
von Ossietzky (1889-1938) erhielt sie erst nach der Wende, als das
Andersdenken kultiviert wurde. Noch heute erinnern Relikte
des Bahnüberganges an pulsierende Anschlußgleis-Zeiten.
Ältere Cottbuser erinnern sich an die Zwei-Mann-Besatzung auf
den Loks. Der Heizer sprang kurz vor dem Übergang ab und sperrte
mit seiner Kelle den Verkehr. Die Gleise führten bis zur Lieberoser
Straße, schlossen unter anderem auch die Cottbuser Melde-Likörfabrik
an das Bahnnetz an. In der Ossietzky-Straße führten die
Schienen direkt durch ein Gebäude, nämlich den Futtermittel-
und Saatengroßhandel. Auch heute sind in der nur etwa 250
Meter langen Straße zahlreiche namhafte Cottbuser Unternehmen
beheimatet. Viele namhafte Firmen der Stadt hatten und haben auch
in der Rudolf-Breitscheid-Straße ihre Heimstatt.
Namensgeber Rudolf Breitscheid war in der Weimarer Republik von
1920 bis 1933 SPD-Reichstagsabgeordneter. Die Straße zeichnet
sich durch reizvolle Jugendstilhäuser aus. Das wohl markanteste
Gebäude ist wohl das 1911 erbaute Weltspiegel-Kino. Entworfen
wurde es vom Architekten Paul Thiel. Viele Cottbuser würden
sich eine Wiederaufnahme des 1998 eingestellten Spielbetriebes wünschen.
Vielleicht findet sich einmal ein Investor, der dem Kino seine historische
Berufung zurück- gibt... |
Die
Rudolf-Breitscheid-Straße gilt als
attraktive Geschäftsstraße der südlichen Innenstadt.
In das oftmals jugendstilgeprägte Gebäudeensemble fügen
sich die vielen Alleebäume herrlich ein
Foto: Richter
Die Carl-von-Ossietzky-Straße überrascht
durch ihre Reichhaltigkeit an Cottbuser
Industriegeschichte. Im markante
Klinkerbau befand sich der Sitz des Futtermittel- und Saatengroßhandels
Einen
sehr guten Namen besitzt das
Fitneß- Center Apollo-East zwischen der Liebknecht- und der
Ossietzky- Straße. Hier können preiswert Pfunde ab- und
Muskeln antrainiert werden
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