Die
Prägung bleibt: Altbundespräsident Walter Scheel nannte
sie kürzlich charmant Frau Generalsekretär,
mit Bedacht das -in meidend. Vielleicht ist sie errötet,
jedenfalls, sagt sie, fiel ihr Honecker ein, der diesen Titel hatte.
Eben Prägung. Aber die Biografie hat ihr Gutes, auch was diesen
-in-Hintersinn betrifft. Für uns Ostdeutschen
ist eine Frau als Chef kein Problem. Einer von vielen Vorzügen,
die ihr an diesem Abend einfallen. Auch in der Bildungspolitik,
ihrem Fachgebiet in der FDP-Bundestagsfraktion, gebe es viel von
der hingeschiedenen DDR zu lernen. Die frühe Begabtenförderung,
die Leistungsorientierung schon ab 1. Klasse, später die Regelstudienzeit
von vier Jahren im Mittel. Heute gibt es das sinnlose und
teure 13. Jahr bis zum Abi-tur, dann wird kostenlos endlos studiert
- viel zu spät und im internationalen Vergleich benachteiligt
kommen unsere Fachleute in den Wettbewerb. Sie schießt
noch gegen die bildungspolitische Kleinstaaterei ohne
bundeseinheitlichen Schulabschluß und kommt mehrfach zu dem
Schluß: Wir brauchen mehr Ostdeutsche im Bundestag.
Vor allem meint sie natürlich mehr Liberale, und sie erinnert
daran, daß ihr Hallenser Landsmann Genscher, seinerzeit Außenminister
und Architekt der deutschen Einheit, den besseren Weg
für den Aufbau Ost wußte: ein Sondersteuergebiet hätte
man einführen müssen. Heute haben auch andere die Erkenntnis.
Aber es sind eine Billion Euro in den Osten geflossen, sagt Frau
Generalsekretär, jedoch 50 Prozent davon in Sozialleistungen.
Stillhalteprämie statt Förderung des ersten Arbeitsmarktes.
Nun müsse jetzt wenigstens endlich eine Vereinfachung der Steuergesetze
kommen mit deutlichen Steuersenkungen, sonst geht der Investorenboom
über Deutschland hinweg gleich in die neuen Ost-EU-Länder.
FDP-Politik bringt die liberale Managerin jetzt emsig unters Wahlvolk.
Zur Zeit in Hamburg, im September auf jeden Fall auch in Brandenburg.
Cornelia Pieper wird nachgesagt, daß sie die Punkte aus dem
Parteikürzel (F.D.P.) verbannt und dafür die liberale
Renaissance im Osten organisiert habe. Für Sachsen-Anhalt,
wo sie als Landtagsabgeordnete ihren politischen Einstieg hatte,
ist das darstellbar: Wir waren zwei Legislaturen nicht im
Landtag, jetzt sind wir dank 13,3 Prozent mit drei von acht Ministern
Partner der CDU. Warum, überlegt sie, soll eine ähnliche
Entwicklung nach den Erfolgen der Kommunalwahl im September nicht
auch in Brandenburg möglich sein. Sie traue der Brandenburger
FDP acht Prozent zu. Auf der Schuhsohle notiert?, fragte
Moderatorin Gabi Grube. Nichts notiert, wehrte Cornelia
Pieper ab, und Mirko Schubert griff kräftig in die Tasten des
Salonflügels. |
Rät zum Zupacken: 8 Prozent sollten drin sein für die
FDP bei Brandenburgs Landtagswahlen im September, meint FDP-Generalsekretärin
Cornelia Pieper |