In
Hannover geboren, in Berlin aufgewachsen, in Cottbus angekommen:
Dr. Jens Kämmerling. Als Kind plante er Affenhäuser, studierte
dann Tiermedizin und promovierte - nur und ganz ausschließlich
mit dem Ziel, Zoodirektor zu werden. Das ist er seit letztem Jahr
in Cottbus. Hier moderiert er in einer finanziell notleidenden aber
tierparkbegeisterten Stadt zwischen infrastruktureller Aufholjagd
und hohen Jubiläumserwartungen. Ich bin froh, daß
sich Cottbus diesen Tierpark leisten will, sagt er. 1,4 Millionen
Euro müssen jährlich zugeschossen werden, erhöhte
Eintrittspreise (3,50 Euro für Erwachsene, Kinder die Hälfte)
ändern kaum etwas daran. Auf etwa 130 000 Besucher pro Jahr
scheint sich die Quote einzupegeln. Nicht auf Sensationen
setzt der neue Direktor, sondern auf Kultur und Bildung. Zum Alltag
gehören längst Führungen von der Vorschule bis zum
Bio-Leistungskurs der 13. Klasse, auch für Behinderte, gar
für Blinde.
Immer wieder, auch hier im PolitPiano, kommt die Frage nach Löwen.
Die, sagen die Leute, gehören in einen Zoo, Cottbus hat einst
50 gezüchtet, zu den Löwenbabys strömten Menschen.
An Löwen ist nicht zu denken, sagt der Direktor,
weil Haltungsnormen gelten, die das alte Raubtierhaus nicht erfüllt.
Aber dann singen - erstaunlich kraftvoll und von den Gästen
heftig bejubelt - Birthe und Vicky neben anderen Liedern auch Nenas
Wunder geschehn , und man einigt sich: Warum nicht
auch im Zoo! Inhaltliche Schnittmengen gibt es mit dem Naturkundemuseum,
sagt Kämmerling. Da liege vielleicht eine Vision, wenn denn
gebaut werden kann.
Vorerst empfielt er Mokfred ein Moko-Junges, acht Wochen
alt. Die Familie teilt sich die Voliere mit Kubaamazonen. Wir
zeigen spannend was wir haben, lädt der Tierparkdirektor
herzlich ein.
Hintergrund:
Am 1. Juni 2004 besteht der Tierpark Cottbus 50 Jahre. Eingerichtet
wurde er im Branitzer Vorparkgelände in Initiative des Naturschutzes
und der Forstwirtschaft als Heimattiergarten. Betriebe und Oberschüler,
unter ihnen damals schon der heutige Vorsitzende des Fördervereins,
Helmut Schmidt, planierten Wege, rodeten Stubben und setzten Gatter.
In den 1960er Jahren wurde der Tierpark Cottbus einer von neun staatlich
anerkannten Zoos der DDR mit wissenschaftlichen Aufgabenstellungen.
Internationale Anerkennung erreichte unter dem damaligen Direktor
Dipl.-Biologe Klaus-Jürgen Jacob die Wasservogelzucht und -haltung.
Heutige infrastrukturelle Defizite entstanden Anfang und Mitte der
90er Jahre, weil der Tierpark ungenügend in die Planung und
Finanzierung der benachbarten Bundesgartenschau einbezogen wurde
und kaum Fördermittel eingesetzt werden konnten. Insbesondere
Abwassersystem, Heizanschlüsse und warme Tierhäuser entsprechen
nicht dem Stand vergleichbarer deutscher Zoos.
Der Tierpark Cottbus hält jetzt 1 150 Tiere in 160 Formen.
Er betreibt die weltweit erfolgreichste Marabu-Zucht.
Der Tierparkförderverein mit jetzt 215 Mitgliedern wurde vor
zehn Jahren gegründet. |
Tierparkdirektor Dr.Kämmerling kam mit Mokfred
(unten) zu Gabi Grube
Links: Dr. Helmut Schmidt, Stadtverordneter, Vorsitzender des Tierparkfördervereins:
Das Naturkundemuseum kann nicht in ehemaligen Ställen
unterkommen.
Cottbus schließt Schulen. Solche
Gebäude sind ideal geeignet für ein
Museum. ERs gibt Sanitäreinrichtungen, Fluchtwege, alles, was
nötig ist.
Rechts: Dr.Eberhard Apelt, Schatzmeister des Tierparkfördervereins:
Danke allen Spendern und Sponsoren; von 5 bis 5 000 Euro reichen
die Gaben. Wir konnten den Elefantenhaus-Anbau, das Kamel- und Lamahaus
und die Känguruh-Anlage insgesamt mit 45 000 Euro unterstützen.
Tollle Talente: Birthe Kleemann (12, l.) und Vicky Victoria
Lange (15) sangen Lieder von und mit Torsten Karow |