Cottbus
(tr). Nein, an die große Glocke hängen sie ihre Funde
nicht, die Lausitzer Archäologen. Dabei sind gerade die unscheinbaren
Dinge die wertvollsten, erzählte der Cottbuser Bodendenkmalpfleger
Markus Agthe beim Geschichtsstammtisch. So deckte man erst im
Vorjahr auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes in der
Taubenstraße 350 Gräber auf. "Völlig unerwartet
stießen wir auf Grabbeigaben, die nicht zum Totenkult der
damaligen Zeit paßten", so Agthe. Der Friedhof ging
1835 in Betrieb. Man fand "Keramiken; Schalen mit denen man
die Toten wusch", berichtet der Bodendenkmalpfleger. So interessant
diese Arbeit auch sei, oftmals betrachte man die Archäologen
auf den Baufeldern als "Blockierer". Dabei "gebietet
uns der Respekt vor dem Geld anderer ein zügiges Arbeiten."
Da in Brandenburg das Verursacherprinzip gilt, muß der Bauherr
für die fälligen Untersuchungen aufkommen.
In den Jahren 1999/2000 wurde auf dem Altmarkt gegraben. Die unterirdischen
Teile des Alten Rathauses leben bis heute fort. Man fand sogar
eine Holzstraße aus dem 13. Jahrhundert und einen Vorgängerbau
des Rathauses. Zur Zeit sind die Archäologen auf dem Cottbuser
Flugplatz aktiv. Im Zuge der Sanierung des alten Tanklagers stießen
sie auf Überreste der Flugzeugproduktion.
Das Sammeln archäologischer Fundstücke hat in Cottbus
eine lange Tradition. Wissenschaftlich wurde es mit der Gründung
der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde
1884, erzählt Ingrid Wetzel vom Stadtmuseum. 1938 konnte
im Logengebäude in der Wilhelm-Külz- Straße das
Niederlausitzer Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte
eröffnet werden. Jedoch gelten seit 1945 viele Stücke
als Kriegsverlust. Zu DDR-Zeiten wurde eine neue Sammlung im 1960
eröffneten Bezirksmuseum in Branitz angelegt.
|
Bodendenkmalpfleger
Markus Agthe (r.) und Museumschef Steffen Krestin freuen sich
auf die neue Archäologie-Ausstellung, die am 24. November
im Stadtmuseum eröffnet wird
|