Wegen
EU-Vorschriften, die strikte Trennung von Kreditberatung und späterer
Betreuung des Kreditnehmers fordern, gab es letztes Jahr Stühlerücken
im Sparkassenvorstand und diese Woche auch auf dem PolitPiano-Podium.
Neben Ulrich Lepsch, der als Vorstand bisher zwei Stellvertreter
hatte, steht - besser sitzt - jetzt als gleichrangiger Vorstand
Thomas Heinze; beide haben nur einen stellvertretenden Vorstand
(Ralf Braun).
Lepsch und Heinze waren sich einig - die Vorsicht wäre
in Cottbus nicht nötig gewesen. Die Verluste halten sich in
Grenzen, die Beratung für Firmenkunden ist gut, die Bilanz
des Instituts blendend. Die Sparkasse steht als eine der besten
Deutschlands da, weil wir Geld konservativ und ganz sicher
anlegen, sagt Lepsch. Keine Risiko-Fonds! Das verbietet uns
der Kunde.
Jedoch fehle, sagen beide, in der Region, vor allem in Cottbus,
das Grundklima für Investoren. Entscheidungen dauern
lange, Probleme türmen sich. Zwar habe es aus der BTU
heraus schon einige vorsichtige Wirtschaftseinsteiger gegeben, sagt
Heinze, aber den großen Knaller erwarte ich von da nicht.
Von allen Leuten, die um Geld kommen, können wir bei
zehn bis höchstens 20 Prozent etwas finanzieren, erklärt
Thomas Heinze. Das Kriterium? Ich muß den Unternehmertyp
erkennen.
Die Sparkasse ist auch heute noch in starkem Maße SPAR-Kasse.
Der Trend zum Zurück-legen hält an. 1,9 Milliarden Euro
haben die Lausitzer auf der Hohen Kante. Die Lausitzer verhalten
sich schwäbisch, findet der Schwabe Lepsch, sie geizen
halt. Und er erläutert: Wirtschaft ist Glaube an das
was kommt - und da sei eben nichts gut Kommendes zu erkennen.
Lepsch wagt die Prognose, daß die Niedrigzinszeit noch ein
Stück anhalte, der Zins vielleicht gar weiter sinkt. Die beste
Anlage sei gerade jetzt eine Immobilie: Es gibt keine bessere
Zusatzrente, als ein bezahltes Haus.
Wohin wandert das Erfolgsgeld der Sparkasse? Zu Sport- Kultur- und
Sozialvereinen, erklären die Vorstände. Jeweils 800 000
Euro wurden 2002 und 2003 dafür ausgegeben, letztes Jahr in
400 Einzelmaßnahmen. Sparkassen-Sponsoring ist eine feste
Größe für Lausitzer Lebensqualität - vom Energiefußball
bis zum geförderten Gesangstalent. 450 Mitarbeiter kümmern
sich in 43 Filialen darum, daß das dicke S für
Sympathie steht.
Hintergrund:
Sparkassen sind dem Ursprung nach adlig; die erste hieß 1765
Herzögliche Leihkasse Braunschweig. 1778 entstand die erste
mit kommunalem Hintergrund. Die Cottbuser erhielt ihr landeshoheitlich
genehmigtes Statut am 21. November 1828. Die Kommunen sind allerdings
nicht Besitzer oder Gesellschafter der Sparkassen, sondern
deren Gewährträger für Verbindlichkeiten,
also Bürgen. Daher können Sparkassen auch nicht zum Zwecke
der Haushaltsanierung einer Kommune verkauft werden, wie jüngst
auch in Cottbus geäußert. Sinn heutiger Sparkassen besteht
(neben der Verwaltung und Verzinsung von Spareinlagen) nicht in
Gewinnmaximierung, sondern in angemessener Rücklagenbildung,
um der Wirtschaft Kredite ausreichen zu können. - Im Kern bleibt
die alte Definition gültig: Sparkassen haben den Zweck,
weniger bemittelten Leuten die sichere Ansammlung und zinstragende
Anlegung kleiner erübrigter Geldsummen zu ermöglichen
und den Spartrieb in weiten Kreisen des Volkes zu wecken.
(Meyers Lexikon 1896). Das Wort kleinerer relativiert
Meyer 1975: Sparkassen entstanden im vormonopolistischen Kapitalismus
meist genossenschaftlich... |
Die Sparkassenvorstände Thomas Heinze und Ulrich Lepsch - hier
mit Moderatorin Gabi Grube - waren Gäste der 98. Folge von
Polit-Piano. Wirtschaftlich geht es auch kommende Woche weiter:
Gast der 99. Folge wird IHK-Präsident Ulrich Fey sein
Tobi Siebert zelebrierte launige Saxophon-Klänge zwischen den
Gesprächen, die sich, zumindest was das Sponsoring betrifft,
auch mit Musik befaßten |