Daß
Karin Rätzel fortwährend grummelte an diesem Piano-Abend,
mag mancherlei Gründe haben. Vielleicht das miese Wetter ausgerechnet
vorm Stadtfest, vielleicht ein schwacher Infekt, der sie verschnupfte.
Ganz bestimmt aber das dauernde Schlechtreden der Stadt,
das ihr auf die Nerven gehe, wie sie auch diesen Abend schimpfte,
der doch eigentlich eine gelassene Heimspiel-Stimmung
hatte. So mancher Macher für Cottbus war gekommen, auch Schuhändler
Reinsberg, dessen Klage in ECE-Sachen gerade abgewiesen worden war,
dafür keine AUB-Aktive, mit denen es im Stadtparlament dauernd
Zoff gibt, wohl aber mehrere erfolgreiche Unternehmer. Eigenartig
- die OB also in Orientierungsnöten. - Gabi Grube mühte
sich sehr, beließ es bei blauen Veilchen als Schmuck
auf dem Podiumstisch und erfuhr eine Menge.
Zunächst: Rätzels Abneigung gegen Ferdinand Schwarz ist
weniger heftig als es scheint. Wenn sie von ihrem guten Team
spricht, meint sie zwar nicht Schwarz, doch: Er nimmt Vertretungsfunktionen
wahr, bleibt für Wirtschaft zuständig. Der Knoten kann
sich noch auflösen, er kann in die Dialoge kommen...
Das klingt nicht völlig rätselhaft, wird es erst, wenn
die OB dann nachlegt, daß die nächste Abwahl im September
34 Stimmen (nicht 33, wie zuletzt) bringen möge.
Um die Finanzen sogt sich die Chefin unterdessen selbst, ein Haushalt
ist beschlossen. Wir verfügen über 200 Millionen
Euro - also keineswegs leere Kassen. Auch die Entwick-lungsgesellschaft
Cottbus (EGC) arbeite gut - derzeit mit acht Projektpartnern, die
- möglicherweise - für 1 200 bis 1 500 Arbeitsplätze
gut sind.
Zu ECE naht vielleicht ein Knackpunkt. Am 1. Juli tage der Otto-Aufsichtsrat,
habe ihr der Hamburger Chef gesagt. Es könnte eine Cottbus-Entscheidung
fallen. Rätzel: Wir fordern sie sowieso definitiv bis 30.
September
Karin Rätzel hat den Kern ihres Wahlprogramms einst zuerst
im DoppelDeck zur
Diskussion gestellt - hier wollte sie es regelmäßig abrechnen.
Gewählt worden ist sie von vielen Bürgern wegen ihrer
klaren Forderungen nach einem anderen, offeneren ECE unter
Erhaltung der Schule. Kommentar jetzt: Meine persönliche
Position darf nicht mehr interessieren. Ich habe alle Befugnisse
ausgeschöpft und Beschlüsse kassiert. Jetzt bin ich durch
meinen Dienstherrn, das Land, verpflichtet worden, den Beschluß
der Stadtverordnetenversammlung durchzusetzen. Das tut sie.
Das Konto Arbeit und Wirtschaft bleibt gut gefüllt:
1 500 Jobs - durchaus nicht durch sie allein initiiert, aber doch
umgesetzt - sind durch Vattenfall und Behörden gekommen. Die
städtische Wirtschaftsförderung wurde privatisiert (EGC),
LWG-Anteile veräußert, die gemeinsame Region Spree/Neiße
auf den Weg gebracht.
Im Stadtumbau ist Cottbus - bei allen Problemen - Vorreiter
in Ostdeutschland, erklärt Karin Rätzel. Die Bürger
folgen dem aufgezeigten Weg gern, wie kürzlich die starke Beteiligung
beim 2. Stadtspaziergang zeigte. Auch im Radwegenetz soll es voran
gehen, 6,4 Millionen Euro sind für den Ausbau beim Bauministerium
beantragt.
Den fast autofreien Altmarkt lobt Karin Rätzel als Feten-Mittelpunkt.
Für Kultur und Sport läßt sie keine weiteren Kürzungen
zu. Die Stiftung für Theater und Kunstsammlungen ist ein großer
Erfolg. |
Gespannte Zuhörer beim 117. PolitPiano
im DoppelDeck mit Gabi Grube und Oberbürgermeisterin Karin
Rätzel. Es lag
wohl am gewittrigen Wetter, daß dem
Abend sommerliche Leichtigkeit fehlte. Die Nachrichten zur Cottbuser
Politik waren gar nicht so schlecht...
Die Moderatorin im Zwischenspiel - Tobi Siebert blies erfrischend
gegen heftiges Regentrommeln an. Die Passage schwamm mal wieder,
doch auch daß könnte sich in absehbarer Zeit ändern,
versprach Baudezernentin Marietta Tzschoppe am Rande |