aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Fällt am 1. Juli Ottos Entscheidung zum ECE?
EGC befaßt sich mit acht Projekten für bis zu 1 500 Arbeitsplätze / Keineswegs „leere Kassen“
Daß Karin Rätzel fortwährend grummelte an diesem Piano-Abend, mag mancherlei Gründe haben. Vielleicht das miese Wetter ausgerechnet vorm Stadtfest, vielleicht ein schwacher Infekt, der sie verschnupfte. Ganz bestimmt aber „das dauernde Schlechtreden der Stadt“, das ihr auf die Nerven gehe, wie sie auch diesen Abend schimpfte, der doch eigentlich eine gelassene „Heimspiel-Stimmung“ hatte. So mancher Macher für Cottbus war gekommen, auch Schuhändler Reinsberg, dessen Klage in ECE-Sachen gerade abgewiesen worden war, dafür keine AUB-Aktive, mit denen es im Stadtparlament dauernd Zoff gibt, wohl aber mehrere erfolgreiche Unternehmer. Eigenartig - die OB also in Orientierungsnöten. - Gabi Grube mühte sich sehr, beließ es bei „blauen Veilchen“ als Schmuck auf dem Podiumstisch und erfuhr eine Menge.
Zunächst: Rätzels Abneigung gegen Ferdinand Schwarz ist weniger heftig als es scheint. Wenn sie von „ihrem guten Team“ spricht, meint sie zwar nicht Schwarz, doch: „Er nimmt Vertretungsfunktionen wahr, bleibt für Wirtschaft zuständig. Der Knoten kann sich noch auflösen, er kann in die Dialoge kommen...“ Das klingt nicht völlig rätselhaft, wird es erst, wenn die OB dann nachlegt, daß die nächste Abwahl im September 34 Stimmen (nicht 33, wie zuletzt) bringen möge.
Um die Finanzen sogt sich die Chefin unterdessen selbst, ein Haushalt ist beschlossen. „Wir verfügen über 200 Millionen Euro - also keineswegs leere Kassen“. Auch die Entwick-lungsgesellschaft Cottbus (EGC) arbeite gut - derzeit mit acht Projektpartnern, die - möglicherweise - für 1 200 bis 1 500 Arbeitsplätze gut sind.

Zu ECE naht vielleicht ein Knackpunkt. Am 1. Juli tage der Otto-Aufsichtsrat, habe ihr der Hamburger Chef gesagt. Es könnte eine Cottbus-Entscheidung fallen. Rätzel: Wir fordern sie sowieso definitiv bis 30. September




Karin Rätzel hat den Kern ihres Wahlprogramms einst zuerst im DoppelDeck zur
Diskussion gestellt - hier wollte sie es regelmäßig abrechnen.
Gewählt worden ist sie von vielen Bürgern wegen ihrer klaren Forderungen nach einem „anderen, offeneren ECE unter Erhaltung der Schule“. Kommentar jetzt: „Meine persönliche Position darf nicht mehr interessieren. Ich habe alle Befugnisse ausgeschöpft und Beschlüsse kassiert. Jetzt bin ich durch meinen Dienstherrn, das Land, verpflichtet worden, den Beschluß der Stadtverordnetenversammlung durchzusetzen.“ Das tut sie.
Das Konto „Arbeit und Wirtschaft“ bleibt gut gefüllt: 1 500 Jobs - durchaus nicht durch sie allein initiiert, aber doch umgesetzt - sind durch Vattenfall und Behörden gekommen. Die städtische Wirtschaftsförderung wurde privatisiert (EGC), LWG-Anteile veräußert, die gemeinsame Region Spree/Neiße auf den Weg gebracht.
„Im Stadtumbau ist Cottbus - bei allen Problemen - Vorreiter in Ostdeutschland“, erklärt Karin Rätzel. Die Bürger folgen dem aufgezeigten Weg gern, wie kürzlich die starke Beteiligung beim 2. Stadtspaziergang zeigte. Auch im Radwegenetz soll es voran gehen, 6,4 Millionen Euro sind für den Ausbau beim Bauministerium beantragt.
Den fast autofreien Altmarkt lobt Karin Rätzel als „Feten-Mittelpunkt“. Für Kultur und Sport läßt sie keine weiteren Kürzungen zu. Die Stiftung für Theater und Kunstsammlungen ist ein großer Erfolg.

Gespannte Zuhörer beim 117. PolitPiano
im DoppelDeck mit Gabi Grube und Oberbürgermeisterin Karin Rätzel. Es lag
wohl am gewittrigen Wetter, daß dem
Abend sommerliche Leichtigkeit fehlte. Die Nachrichten zur Cottbuser Politik waren gar nicht so schlecht...


Die Moderatorin im Zwischenspiel - Tobi Siebert blies erfrischend gegen heftiges Regentrommeln an. Die Passage schwamm mal wieder, doch auch daß könnte sich in absehbarer Zeit ändern, versprach Baudezernentin Marietta Tzschoppe am Rande
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