Cottbus.
Mit dem Präsidenten des SC Cottbus Turnen, Wolfgang Wollgam,
sprach die GRÜNE Heimatzeitung im Vorfeld des Nachwuchs-Cups.
Der Turnsport hat eine lange Tradition in Cottbus
- das zeigte erst kürzlich das Treffen Ehemaliger zum 50.
Geburtstag der Lausitzer Sportschule. Wie funktioniert heute die
Nachwuchsförderung im Miteinander des SC Cottbus Turnen e.V.
mit den Schulen?
W. WOLLGAM: Die lange sportliche Tradition in der Stadt
Cottbus aber auch in der Region ist sicher eine gute Voraussetzung
dafür, unsere Kinder für den Sport im Allgemeinen sowie
für den Turnsport im Besonderen zu begeistern. Aber das allein
genügt nicht, um ausreichend junge Menschen für den
Leistungssport dauerhaft zu begeistern, da sich der Sport bekanntlich
nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Schwerpunkten
und Problemen der Leute einordnet. Gemeinsam mit den Schulen,
dem Olympiastützpunkt sowie den Sportverbänden sind
wir bestrebt, optimal das Vorhandene zu nutzen. Wie überall
hängt der Erfolg vom Engagement der Leute ab, ich denke wir
sind da auf einem guten Weg, auch wenn wir noch nicht zufrieden
sein können.
Manchen Eltern und Schülern hat der schreckliche
Unfall von unserem Cottbuser Spitzen-sportler Ronny Ziesmer vielleicht
Angst gemacht, die sportlichen Neigungen zu fördern. Ist
Turnen tatsächlich gefährlicher als andere Sportarten?
W. WOLLGAM: Wie in anderen Sportarten auch beginnt man
im Turnsport mit einem sehr umfangreichen Grundlagentraining.
Erfahrene Trainer planen diesen Prozeß und begleiten ihn
federführend. Um es einmal zu veranschaulichen: Man beginnt
als Anfänger nicht gleich mit einem Salto auf dem Boden sondern
lernt seinen Körper durch Rollen in den verschiedensten Lagen
kennen. Der erste Salto erfolgt in der Regel erst nach einem zweijährigen
Training entsprechend des Lernfortschrittes. Klar ist, daß
Höchstschwierigkeiten immer ein hohes Maß von Beherrschtheit
erfordern, aber und auch das Risiko beinhalten, das Element zu
verturnen. Wie in vielen anderen Lebenssituationen auch, bleibt
trotz der besten Vorbereitung immer ein
Restrisiko. Stellt man einmal die Gefühle nicht in den Vordergrund,
macht uns der Unfall von Ronny wachsam aber nicht kopflos.
Fragen der frühen Förderung von Talenten
stehen wieder in der Diskussion. Sport ist dabei ein wichtiger
Aspekt, nicht nur für die körperliche Entwicklung. Welche
Signale wünschen Sie sich diesbezüglich von der Politik?
W. WOLLGAM: Die Förderung von Talenten bedarf einer
breiten gesellschaftlichen Aufmerksamkeit und Verpflichtung. Sportler
zu internationalen Spitzenkönnern entwickeln zu können,
ist ein langwieriger Prozeß. Stärker als bisher sollte
sich die Politik zur Anerkennung der Rahmenbedingungen bekennen
und diese auch stabil finanzieren. Die etwas diffuse Zuständigkeit
von Kommune, Land und Bund macht das nicht leicht. Es muß
noch deutlicher werden, daß zwar das Ehrenamt im Verein
viel bewirken kann, wenn es aber um die Grundausbildung ausgewählter
Talente geht, gut ausgebildete hauptamtliche Trainer diesen Prozeß
führen müssen.
Mit Robert Juckel und Ronny Ziesmer waren wieder
zwei Cottbuser für Olympia in Athen nominiert. Die Ergebnisse
standen sicher unter vielerlei Einfluß . Wie sieht die olympische
Zukunft des SCC - Turnen aus?
W. WOLLGAM: Mit der Erringung der Silbermedaille von Philipp
Boy bei den Junioren-europameisterschaften konnte in diesem Jahr
seit 1992 erneut ein internationaler Erfolg nach Cottbus geholt
werden. Der 8. Platz in der Mannschaft bei den Olympischen Spielen
in Athen mit dem Cottbuser Robert Juckel runden dieses Bild ab.
So gesehen bleibt die Feststellung, daß man sich im Land
Brandenburg als Turner in Cottbus bis hin zum Spitzensportler
entwickeln kann. Wir befinden uns gerade mit unseren Partnern
in der Diskussion über den künftigen Olympiazyklus.
Und da sehe ich die weitere Zukunft des Turnens in Cottbus positiv.
Die große Bedeutung des SC Cottbus Turnen besteht vor allem
darin, daß über 100 Kinder und Jugendliche täglich
von erfahrenen Trainern und Pädagogen betreut werden. Gutes
Vereinsmanagement, ein kameradschaftliches Verhältnis zwischen
dem Präsidium, den Mitgliedern und Sponsoren garantieren
auch weiterhin die Stabilität des Vereins. Neben den benannten
Turnern trainieren in Cottbus auch kommende Größen,
wie Steve Woitalla, Martin Wurziger, Benjamin Drabsch, Florian
Kolzarek bis hin zu Christopher Jursch oder Alexander Grötsch
, um nur einige zu nennen. Das Internationale Nachwuchsturnier
um den GWG-Cup und das Turnier der Meister bieten diesen Sportlern
bei den kommenden Zielen den erforderlichen Rahmen sich mit den
Besten messen zu können. Dazu wünsche ich allen Zuschauern
ein spannendesTurnier!
Vielen Dank!
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Gehören zu den besten beim SC Cottbus:
Philipp Boy (links) und Steve Woitalla (mitte)
und müssen sich zum Beispiel gegen Roman Gisi
vom MKL Liestal (rechts) behaupten
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