Cottbus-Sielow
(h). Das diesjährige Sommerfest auf dem Sielower Reiterhof
Ende August verbindet den Reiterdank mit einem besonderen Anlaß:
Seit 30 Jahren gibt es im heutigen Stadtteil von Cottbus das therapeutische
Reiten. Eine großartige Leistung, aber ungetrübte Freude
will nicht einmal beim notorischen Optimisten Dieter Pumpa aufkommen,
der die Sache im damaligen LPG-Stall in Gang setzte.
Therapie auf dem Pferde ist für behinderte, teils mehrfach
behinderte, Kinder eine körperliche wie seelische Wohltat.
Auch Erwachsene bewältigen MS-Krankheit und andere Leiden,
manchmal auch Rehabilitationen nach Operationen, deutlich besser
als ohne solche Hilfe. Zu DDR-Zeiten bezahlte die Krankenkasse demzufolge
die ärztlich verordneten Therapieeinheiten auf dem Pferderücken.
Die Sielower erwarben sich weitreichende Erfahrungen, die heute
vom Deutschen Kuratorium für therapeutisches Reiten sehr geschätzt
sind. Für die Kinder der drei Cottbuser Behinderten-Schulen
gibt es feste Therapie-Rhythmen, die durch die Stadt finanziert
werden. Kranke Erwachsene kommen in den Genuß der Schmerzlinderung,
wenn Sponsorengelder dafür eingegangen sind.
Dieter Pumpa: Wir leisten im Reiterhof vieles unbezahlt für
diese gute Sache. Zum Beispiel müssen die beiden für
die Therapie zugelassenen Pferde ständig reiterliche Ausbildung
erhalten und auch in der jetzigen Ferienpause täglich mit Sandsäcken
bewegt werden, damit die anspruchsvolle Arbeit weiter- gehen kann.
Das Kernproblem: Der festangestellten Therapeutin müssen SAM-Kräfte
zur Seite gestellt werden. Nicht irgendwelche, sondern für
die hochsensible Aufgabe geeignete. Pumpa drastisch: Mit einem
joblosen und lustlosen Schweinzüchter kann ich nichts anfangen.
Viele Gespräche gab es in dieser Angelegenheit schon: Mit der
Stadtspitze, mit dem Arbeitsamt, mit dem Landessozial- amt. Die
Bilanz: Alle wollen, aber es findet nichts zusammen,
sagt Dieter Pumpa etwas ratlos. Dabei liegen in der Schublade Pläne,
mit einer neuen Halle und einem Hotelanbau die Hippotherapie deutlich
zu erweitern als überregionales Cottbus-Angebot.
Eben gerade ging ein Sommercamp mit Patienten aus Polen zuende.
Mit eindrucksvollem Erfolg für die kranken, dankbaren Menschen. |
Seit 1990 wird das therapeutische
Reiten
durch einen Verein ermöglicht, der immer wieder auf beachtliche
finanzielle Hilfe
von Unternehmen zurückgreifen kann.
Das benötigte Fachpersonal läßt sich
damit aber nicht bezahlen
Therapeutin
Rocky Ullrich und Trainer
Fred Giedow arbeiten mit einer
polnischen Patientin. Mindestens
zwei Fachkräfte und dazu ein
zuverlässig ausgebildetes Pferd
gehören zur Hippotherapie, die
zum Ausschluß von Ablenkungen
nur in der Halle stattfinden kann
Das hochrangige sportliche Engagement
der Sielower Reiter, das hier Bundestagsabgeordneter Dr. Peter Danckert,
Präsident des Landesverbandes Pferdesport, und Oberbürgermeisterin
Karin Rätzel beim 34. Turnier in diesem Frühjahr würdigen,
ist seit drei Jahrzenten mit bemerkenswertem sozialem Einsatz verbunden
Fotos: Hnr. |