aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
VonWurzeln und Pflichten
Dr. Herbert Knoblich, schlesischer Lausitzer und Wahl-Potsdamer, ist seit 14 Jahren Landtagspräsident
Herbert Knoblich (Jahrgang ‘39) erzählt an diesem 97. PolitPiano-Abend viel von Kindheit und Jugend. Er fühlt sich als Lausitzer Junge, geriet aus dem schlesischen Jauer sechsjährig nach Sergen in die Heuboden-Unterkunft, kam am 1. August 1945 in die Zwei-Klassen-Schule, später zur „Penne“ in die Cottbuser Puschkinpromenade, von da zum Studium an die Dresdener Hochschule.
Das Bemerkenswerte: Knoblich spricht schwärmerisch von seinem Dorfschullehrer, hat seine Nummer im Handy („Ich könnte ihn jetzt anrufen, hab’ erst gestern mit ihm gesprochen“). Er habe enorm viel gelernt: „Ich kann noch jetzt handschriftlich die Wurzel ziehen“, sagt er und weiß, daß er auch von den metaphorischen Wurzeln spricht, die für ihn hier in der Lausitz liegen. „Und hier habe ich noch gelernt, daß es Pflichten gibt, denen man sich nicht entziehen darf.“ Er kommt später darauf zurück, wenn er von Promotion und Habilitation als Physiker spricht und von den Grenzen für Parteilose und davon, daß er trotzdem nie den Gedanken hatte, die DDR zu verlassen. Die Pflicht...
Knoblich war in Neuzelle von 1961 bis 70 Physik- und Mathelehrer, ging dann nach Potsdam in die Forschung, die Schule aber fasziniert ihn bis heute. „Wäre ich Bildungsminister, wären wir heute nicht in der Situation, in der wir sind“, braust er ein bißchen auf und beruhigt sich bald. „Du machst den Präsidenten“, hatte ihm Stolpe gesagt, als die Zeit reif war und einer gebraucht wurde mit Reife. Die Lausitzer Pflicht-Prägung wirkte. „Ich wurde vom Leithammel der starken Fraktion zum Leithammel der ganzen Truppe.“
Heute konstatiert er: Mein Leben ist Verwaltung, Schnittstelle sein zwischen Politik und Verwaltung. Und immer treibt ihn um, was die Dorfschule ihm gab. Zum Beispiel das Gefühl für die Sprache. „Sie stellen sich nicht vor, was da zu Papier kommt und meine Unterschrift will! Noch in der dritten Fassung haarsträubend. Wie will einer Goethe begreifen, wenn er die deutsche Sprache nicht versteht!“
Im Amt hat der Präsident neutral zu sein; ohne Meinung muß er nicht leben. Die hat er lautstark kundgetan zu den Eingemeindungen. „Schlimm, sagt er, „daß Abgeordnete dafür stimmten, daß Kiekebusch, Gallinchen und Groß Gaglow zu Cottbus kommen, ohne wenigstens Namen der Orte zu kennen, die nun für Neuhausen verbleiben.“ Er ist gegen dauernde Strukturänderungen, auch gegen eine Fusion mit Berlin. Die untergräbt den keimenden Brandenburg-Stolz.


Hintergrund:


Seit Oktober 1992, von Beginn seiner Wiedergründung an also, steht Dr. Herbert Knoblich dem Landtag ununterbrochen vor.
„Anfangs war der ‘bunter’ und spannender“ erinnert er sich; da waren FDP und die Grünen noch dabei, dann gab es eine rote absolute Mehrheit, jetzt regiert eine Große Koalition: 36 SPD-Abgeordnete, 25 CDU, 22 PDS, 5 DVU. Die Aufgaben des Präsidenten sind vielfältig, vor allem aber: „Er wahrt die Würde und die Rechte des Landtages, fördert seine Arbeit und leitet die Verhandlungen des Landtages gerecht und unparteiisch“. Er ist außerdem auch Arbeitgeber: er ernennt und entläßt die Beschäftigten des Landtages (derzeit 141). Außerdem übt er das Hausrecht und die Polizeigewalt im Landtagsgebäude aus. Letzteres wird wenig nötig, trotz der jährlich 10 000 Besucher im Haus.

Der Mann mit der Parlamentsglocke: Brandenburgs Landtagspräsident Dr. Helmut Knoblich präsentierte sich Donnerstag als „ein Junge aus Sergen“, der die „gute alte Penne in der Cottbuser Puschkinpromenade“ absolvierte


„Fly Me to the Moon“, spielte FHL-Student Mirko Siebert auf dem Salonflügel. Diesen Wunsch erfüllt der Landtagspräsident nicht, obwohl er versierter Flieger ist, vergangenes Jahr letztmals am Steuerknüppel saß. Den Kopf müsse er dafür nicht frei haben, denn „man fliegt mit dem Hintern“, lehrte er die Hörer


Sparsamkeit bis zur Askese? Hier übertreibt Knoblich die parlamentarische Vorbildwirkung. Er bestellt „trockenes, hartes Brot“ und beharrt darauf. - Es wurde ihm gebracht. Aufwändig in der Röhre getrocknet
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