aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Autohäuser rollen ostwärts
Trotz Überproduktion werden Autos hierzulande wohl kaum billiger
„Wissen Sie, ich halte die derzeitige Autoüberproduktion für ganz gefährlich. Im Ausland werden Neufahrzeuge teils zu Schleuderpreisen verkauft. Das ist eine richtig inflationäre Entwicklung“, erregt sich Rainer Schulze, Chef des gleichnamigen VW Autohauses in Groß Gaglow. Doch hierzulande werden Autos wohl kaum billiger, ergänzt Martin Zerna vom Opel-Autohaus Nordpark. Der Grund ist bei den hohen Produktionsnebenkosten zu suchen. So verzeichnen die meisten Cottbuser Autohäuser immense Einbrüche bei den verkauften Neufahrzeugen. Verkaufte beispielsweise das Autohaus Schulze vor Jahren noch 5 500 neue Autos im Jahr sind es jetzt lediglich noch 3 600 Fahrzeuge. „Und es wird keinesfalls mehr“, ergänzt Rainer Schulze. Ähnlich gestaltet sich die Entwicklung bei Opel: „Die Autos werden qualitativ immer besser und langlebiger, deshalb werden weniger Neuwagen gekauft“, so Martin Zerna. Und weiter: „Der Sterbeprozeß bei den Autohändlern ist langwierig und er geht immer weiter“. Bei Opel ging das Vertragsgeschäft in den letzten Jahren um ein Drittel zurück. Außerdem wird der Kampf der Reparaturwerkstätten immer härter. Nach der im Oktober 2003 in Kraft getretenen Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) können die Kunden ihre Werkstatt frei wählen. Doch der Präsident des Landesverbandes Kfz-Gewerbe und Innungsobermeister, Hans-Peter Lange, sieht darin nicht unbedingt einen Aufschwung bei den freien Werkstätten: „Dort ist man aufgrund der angespannten finanziellen Lage oft gar nicht im Stande, mit dem aktuellen technischen Wissensstand mitzuhalten. Ein Fünf-Mann-Betrieb kann es sich nicht leisten, immer wieder Angestellte zu teuren Lehrgängen zu schicken“. In der Zukunft sollen Verkauf und Service voneinander räumlich getrennt werden.
Martin Zerna erwartet, daß es große Verkaufszentren geben wird, „wo Autos nur verkauft werden“. Aufgrund der immensen Probleme sei eine einflußreiche Lobby der Autohändler sehr wichtig. Für Martin Zerna ist die Sache klar: „Den größten Stein rollt derzeit unsere Innung. Von IHK und Handwerkskammer fühle ich mich hingegen nicht gut vertreten; die Zwangsmitgliedschaft ist ätzend“.
Große Erwartungen setzen die Mobil-Unternehmer in die EU-Osterweiterung: Der Standort an der deutsch-polnischen Grenze ist für weltweite Investoren hochinteressant. Nur müssen sich Cottbus und Spree-Neiße endlich als eine Einheit verstehen“, so Rainer Schulze. Na dann: Gute Fahrt ostwärts!

Die Unternehmer Rainer Schulze, Martin Zerna und Kfz-Innungsobermeister Hans-Peter Lange (v.l.) erwarten von den Kommunalpolitikern, endlich die Querelen zwischen Cottbus und dem Landkreis zu beenden und als Einheit aufzutreten. Klare Worte an Oberbürgermeisterin Karin Rätzel und Landrat Dieter Friese


„Nur über Macht zu reden, ist irrational. Nur wenn über praktische Arbeit gesprochen wird, kommt etwas heraus“, kommentiert Oberbürgermeisterin Karin Rätzel als Gast ihre Position
zurück...