aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH
Am Ende Applaus für alle Seiten
Heftige Diskussion der Trassenführung zur Ortsumgehung Cottbus Bürgerinitiative Kahren will alle demokratischen Mittel nutzen
Professor Heiko Steiniger läutete beim hundert und ersten PolitPiano auf dem Podium eine blutwallende Diskussion ein, in der sowohl die Bürgerinitiative Kahren als auch der Bürgerverein Spremberger Vorstadt und das Straßenbauamt ausreichend zu Wort kamen. Prof. Steiniger erläuterte die Überzeugung der meisten Kahrener Bürger, daß die derzeitige Planung der Ostumfahrung sowohl für Cottbus als auch für Kahren keine gute Lösung sei: Zum einen wird Kahren von drei Seiten von schnellfahrendem Verkehr eingeschlossen, so daß der Ort von allen Erholungsgebieten abgeschnitten wird. Zum anderen ergäbe sich für Cottbus eine wesentliche Luftverschlechterung, weil genau östlich von Kahren die Kaltluftschneise entlangführt. Zudem ist genau dieses Gebiet als künftiges Naherholungsgebiet ausgewiesen. Was die Kahrener aber noch mehr bewegt, ist die geplante parallele Trassenführung südlich an der B 115 entlang. „Uns ist unklar, woher die ausgewiesenen 11 000 Fahrzeuge pro Tag kommen sollen, wo dann doch die Oder-Lausitz-Magistrale als Verbindung zwischen Peitz und Dresden bevorzugt wird“, fragt Prof. Steiniger. Würde für die Ost-West-Verbindung die Bundesstraße genutzt, könnten nach Ansicht der Bürgerinitiative 5 Millionen Euro eingespart werden. In ihrem Auftrag prüft das jetzt der Landesrechnungshof.
Beklagt wurde die mangelnde Kooperation des Brandenburgischen Straßenbauamtes und das wurde vom Leiter des Amtes, Ludwig Herrn, entschieden zurückgewiesen: Seit Beginn der Planungen gab es 30 öffentliche Veranstaltungen und fünf projektbezogene Arbeitskreise.
Bisher haben die Kahrener für ihren Kampf rund 8 000 Euro bezahlt, „wir sind bereit, alle demokratischen Mittel auszuschöpfen, um unsere Interessen zu vertreten“, kündigt Professor Steiniger an. Für eine Klage vor dem Obersten Bundesverwaltungsgericht in Leipzig - der einzigen und letzten Instanz - würde noch einmal die ähnliche Summe benötigt. Doch dazu soll es nicht kommen, waren sich alle Seiten einig. Jetzt will die Bürgerinitiative als nächstes mit Brandenburgs Verkehrsminister Frank Szymanski am 27. Februar beraten. Und auch die Stadtverordneten sollen sich positionieren. Gespräche mit allen Parteien sind im Gange bzw. geplant. Auch Ex-Bundestagsabgeordneter Werner Labsch hat seine weitere Unterstützung zugesagt und will dafür seine Verbindungen nach Potsdam nutzen.

Hintergrund:
Für rund 30 Millionen Euro soll zusätzlich zur entstehenden Oder-Lausitz-Magistrale eine Ostumgehung der Stadt Cottbus gebaut werden, die vorrangig den LKW-Verkehr aus der Stadt leiten soll. Für diese Umgehung gab es seit Planungsbeginn 1998 insgesamt sechs verschiedene Varianten, die aus rechtlichen, finanziellen und Einspruchsgründen in dem jetzigen Entwurf gemündet sind. Nach einem etwas „schlichten“ Raumordnungsverfahren - damals wies Ministerpräsident Stolpe mit großer Geste auf die geplante Lage - wurde sie ostwärts verschoben und Karlshof entlastet. Ob es für die jetzt favorisierte Trasse Lärmschutzmaßnahmen geben soll, muß erst berechnet werden.Gedacht ist an eine Böschung aus Erdmassen mit Grün.
Am 1. März wird der Plan für den ersten Bauabschnitt für vier Wochen öffentlich ausgelegt. Jeder betroffene Bürger kann Einwände schriftlich abgeben. Dannach gibt es einen Anhörungstermin, bevor im Herbst der Planfeststellungsbeschluß auf dem Tisch liegen soll.
Überraschend erklärte Amtsleiter Herrn, ein Baustart sei in diesem Jahr unwahrscheinlich, da die Bundesregierung die Mittel nicht im Haushalt eingestellt hat.

Podiumsgast Prof. Heiko Steiniger (o.) von der Bürgerinitiative Kahren kam im zweiten Teil kaum noch zu Wort, heftige Wortgefechte peitschten zwischen den Gästen hin und her, wie Theodor Güldenpfennig vom Bürgerverein Spremberger Vorstadt (mittleres Bild) und Ludwig Herrn, Leiter des Brandenburgischen Straßenbauamtes Cottbus ( ganz unten)




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