Cottbus (J.H.) Riesenbeifall gabs, die Sechs- bis
Zehnjährigen johlten schon vor der allerletzten Szene, denn
die böse Stiefmutter war in brodelndem Dampf im Bühnenboden
versunken und gerecht bestraft, Schnneewittchen aber schwelgte
mit dem Prinzen in Pas de deux. Daß er sie mit Dornröschen
verwechselt und wachgeküßt hatte, machte da nichts.
Tanz und die genau schildernde Musik von Volker M. Plangg erzählten
das Grimmsche Märchen so anschaulich, daß es ein vollkommener
Genuß wurde.
In der Pause zeigte sich Intendant Martin Schüler von der
Wirkung begeistert: Ja, wir setzen auf das Altbewährte,
auf die traditionsreichen Volksmärchen. Man habe schon
zusätzliche Vorstellungen eingeschoben, weil die Nachfrage
von Familien riesig wie nie sei.
Michael Apel hat ein tolles Ballett erarbetet: Eine eitel-dämonische
Stiefmutter (Heike Jahns) beherrscht die Spiegel-Szenen, verzückt-spielerisch
gaukelt Schneewittchen (Mandy Krügel) durch Schloß,
Wald und später das Zwergenhaus, wo sie eine muntere, in
ihren Stimmungen heftig ausstrahlende Zwergenschar trifft. Frank
Schilcher ist der schöne Prinz, Sebastian Grundler der edelmütige
Jäger.
Joachim Vogler hat ein wunderschönes Jugendstil-Bühnenbild
in traditionellen Kulissen, wie man sie heute kaum noch von den
Schnürböden läßt, geschaffen. Ein Meisterwerk
zur Musik, die das Philharmonische Orchester unter Judith Kubitz
in die Konserve gespielt hat.
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Schneewittchen
und die Zwerge. Ein munteres Völkchen in einem heiteren Zwergenhaus,
an dessen Details man sich kaum sattsehen kann
Foto: Marlies Kross
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