Cottbus.
Am 22. April haben die 13-er im Max-Steenbeck-Gymnasium ihren letzten
Schultag. Ohne Prophet zu sein: Die Abiturprüfungen werden
sehr gut ausfallen. Viele Schüler gehen mit 1,3 oder besser
ab, Deutschlands Universitäten stehen ihnen weit offen, keine
Numerus-clausus-Hürde. Die Cottbuser Steenbeck-Schüler
können von sich sagen, daß sie aus Deutschlands erfolgreichstem
naturwissenschaftlich orientierten Gymnasium kommen! Zwei Gold-,
drei Silber- und sechs Bronzemedaillen von internationalen Mathe-,
Physik- und Chemie-Olympiaden haben die Schüler nach Sandow
getragen. Da kann keine Schule der Republik mithalten.
Nach zehnjährigem zähen Mühen einiger Mathe- und
Physiklehrer ist die Eliteschule gerade noch in der bereits taumelnden
DDR am 31.8.1989 mit 36 Schülern in zwei neunten Klassen gegründet
worden. Es war der letzte Zug, letzter Wagen der abfahrenden
DDR, und da auch nur die Puffer, auf denen wir saßen,
sagt Gert Standke, langjäriger Direktor der Schule, jetzt umtriebiger
Vorsitzender des Fördervereins. Nun steht nach den Sommerferien
das 15-jährige Jubiläum dieser Schule bevor, die allerdings
in der Stadt und Region, abgesehen von Eintragungen ins Goldene
Buch der Stadt, nur wenig wahrgenommen wird. Das ist, vermutet ihr
heutiger Direktor Dr. Klaus Rösiger, so paradox es klingen
mag, vielleicht auch gut so. Denn welcher weitgereiste Cottbusinteressierte,
der seinen Zögling im ruhmreichen Gymnasium unterbringen möchte,
hätte wohl Verständnis für morsche Fenster, tristen
Schulhof, marodes Umfeld und baufällige, nur teilweise nutzbare
Turnhalle. Das städtische Geld für Lernmittel reicht nicht
einmal für Zeugnisformulare, Kreide und Tafellappen. Läppische
800 Euro (!) pro Jahr sind eingestellt. Der Förderverein (etwa
215 Mitglieder) hat letztes Jahr 10 000 Euro in das Lernunternehmen
gesteckt, 19 000 Euro plant er für dieses. Klar ist: die Anforderungen
wachsen, gymnasialer Betrieb braucht schnelle Rechner, Fachkabinett-Ausstattungen,
Wettbewerbe. Richtig wäre die Privatisierung dieser Schule,
denkt Dr. Rösiger laut. Bereits jetzt gibt es Projektzusammenarbeit
mit der BTU und der BASF Schwarzheide; die Wirtschaft weiß
das aufwachsende Potential zu würdigen.
Und die Lehrer, die sich auch hier nach neuen Personalentwicklungen
(Abbau von 510 Vollzeitlehrern im Schulbezirk wegen Schülermangels)
auf dem Verschiebebahnhof sehen, scheinen aber doch
einen guten Job zu machen. Ein Gymnasium mit durchweg sympathischen
Lehrern, mit zufriedenen Schülern und einer Menge Spaß
- nicht nur in den Ferien, urteilt ein Schüler.
Im Max-Steenbeck-Gymnasium wird bei niedrigen Klassenstärken
(20 Schüler) und in Teilungsgruppen intensiv gelernt. Zur Disposition
steht die Schule nicht; für die künftige 7. Klasse (60
Plätze) haben sich 108 Bewerber der Region den Püfungen
unterzogen.
Die akute Frage: Unter welchem Dach liegt die Zukunft? Werden die
Schulgebäude aufwändig saniert, zum Beispiel durch Drittmittel
mit anschließendem Leasing-Modell? Muß ein Neubau an
anderem Standort (vielleicht billiger?) bedacht werden? Oder zieht
die Steenbeck-Elite in die alte Lutherschule in der Straße
der Jugend, die dann um einen Neubau ergänzt werden müßte?
Alles ist spekulativ. Dezernentin Christine Giesecke denkt, wir
haben dort viel erreicht mit dem neuen Internat. - Das stimmt.
Doch sollen Deutschlands cleverste Schüler künftig in
den Betten lernen? J.H. |
Durch
lauter jeweiliges Heute
Max Steenbecks 100. Geburtstag
war im März
Der Physiker Max Steenbeck ist am 21.3. 1904 in Köln geboren.
In dem nach ihm benannten Gymnasium würdigt ein Schülerprogramm
das Lebenswerk. Steenbeck forschte in der Elektronen- und Plasmaphysik,
Erkenntnisse zur Gewinnung spaltbaren Materials zur Herstellung
von leichtem Uran lieferte er in die Sow-jetunion und war dort im
Vorfeld an der Atombombenentwicklung beteiligt. 1952 kam er
nach Deutschland zurück, wirkte als Professor und Institutsdirektor
in Jena, ab 1966 war er Vorsitzender des Forschungsrats der DDR.
Seine Memoiren Impulse und Wirkungen wurden mehrfach
aufgelegt und übersetzt. Er rät zur vollen Konzentration
auf jeweils aktuelle Aufgaben: Der Weg in die Zukunft führt
durch lauter jeweiliges Heute. Steenbeck starb am 15.12.1981.
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