Das
Schnucketal, der Schnuckeweg, aber auch das Hermannsbad erinnern
in Muskau an sie. In Branitz hält das Schnuckebeet, ursprünglich
auf dem Rasenstück zwischen Schloßtreppe und Schloß-See
im Ehrenhof, die Erinnerung an sie wach. Doch auch einige Möbel
und Bücher mit ihren Initialen sowie Briefe und Portraits,
die im Schloß Branitz verblieben sind.
Eine Weltdame mit angenehmen freundlichem Umgang, einem äußerst
feinen Ton, sie spricht schön französisch und deutsch
und scheint sehr fein, klug, unterrichtet... Ich habe eine sehr
gute Meinung von ihr, denn daß Herr Dehn sie rühmt, und
daß sie seine Freundin ist, spricht für sie, so wie auch,
daß sie ihre Kinder, eine eigne und eine Pflegetochter, sehr
gut erzieht. Diese Charakteristik meint Lucie, geschrieben
von Rosa-Maria an ihren Bruder Karl August Varnhagen von Ense in
einem Brief aus dem Jahr 1814. Lucie war zu dieser Zeit als 38-Jährige
eine Frau in den besten Jahren und lebte seit zwölf Jahren
von ihrem ersten Mann getrennt. In Berlin führte sie die Gesellschaften
ihres Vaters, des preußischen Staatskanzlers von Hardenberg.
Drei Jahre später, 1817, wurde sie die Frau von Hermann Graf
von Pückler, beide vom König 1822 in den Fürstenstand
erhoben. 37 Jahre lang blieb sie die unverzichtbare Lebensgefährtin
eines Mannes, mit dem sie nicht nur die Parkomanie teilte.
Ihre Ehe und Partnerschaft erscheint bis heute recht ungewöhnlich.
Die Pücklers gingen zunächst für neun Jahre die Ehe
mit Trauschein ein, um danach 28 Jahre in einer Art wilder
Ehe zusammen zu leben. Daß Lucie neun Jahre älter war
als Pückler, gehörte gerade bei den Romantikern und den
ihnen nahe stehenden Zeitgenossen nicht zu den ungewöhnlichen
Erscheinungen. Varnhagen war mit der vierzehn Jahre älteren
Rahel verheiratet, Schlegel mit der neun Jahre älteren Dorothea
und Clemens Brentano mit der acht Jahre älteren Sophie Mereau.
Pückler sieht seine Beziehung so: Wir sind rechte Kinder,
und darin liegt das Geheimnis, warum wir so gut füreinander
passen, denn es ist keineswegs leicht zu finden, nach so mannigfaltigem
Leben in der großen und kleinen Welt, so kindliches Gemüth
beibehalten zu haben als Du und ich.
Vieles von dem, was wir heute an Pückler bewundern, wurde überhaupt
erst durch Lucie angeregt oder ist dank ihrer Beharrlichkeit entstanden.
In Lucie fand Pückler eine Vertraute, sie erwies sich als liebende
Frau, vollendete Dame, kategorische Partnerin und verfügte
über eine hervorragende Bildung. Ihre weitreichenden gesellschaftlichen
Kontakte wußte sie zum eigenen und zum Vorteil Pücklers
zu nutzen. Lucie bezeichnete ihn im Testament ausdrücklich
als ihren treuesten theilnehmensten Freund... Er gab mir seine
Hand, als er noch in der blühenden Jugend sich befand, und
obgleich ich an Jahren so verschieden von ihm war, bewiess er mir
stets das liebevollste Benehmen! Bewahrte mir seine innige Zuneigung,
sein ganz unumschränktes Vertrauen, seine immer unwandelbare
Anhänglichkeit, viel Nachsicht, Pflege und Geduldt.
Am 8. Mai 1854 erfüllte sich das Leben dieser erstaunlichen
Lucie Fürstin von Pückler-Muskau.
Beate Schneider |
Portrait Lucie, Bleistiftzeichnungen von Wilhelm Hensel, um 1815,
aufbewahrt im Kupferstichkabinett Berlin. Repro: Stiftung Fürst-Pückler-Museum,
Park & Schloß Branitz |