Sie
ist eine erfrischend direkte, sicher sehr zielstrebige Frau, diese
Polizeipräsidentin. Immerhin hatte sie schon einiges vorzuweisen
als Präsidentin des Verwaltungsgerichts Cottbus mit seinen
sechs Kammern. Aber ihren Einstieg als Polizeipräsidentin (unter
16 Bewerbern durchgesetzt) beschreibt sie schlicht und ergreifend:
Ich hatte das, was der Berliner Muffensausen nennt.
Aber das war nicht nötig: Ich traf auf offene Kollegen
wie noch nie vor dem. Polizisten sind gradlinig. Das gefällt
ihr, aber dieses Grün zieht sie trotzdem nicht
an. Es steht ihr überhaupt nicht; deshalb besitzt sie auch
keine Uniform. Und die Antwort auf eine Publikumsfrage läßt
auch keine Spekulation zu. Sie werde deshalb nicht die brandenburgische
Polizeifarbe ändern.
Das öffentliche Bild vom Polizisten, das ja vor allem durch
Fernsehserien entsteht, hält Winfriede Schreiber für vollkommen
verzerrt. Die Kunstfiguren vermitteln nichts von der Professionalität,
mit der Polizei ihre Aufgaben meistert. Im übrigen: Polizisten
sind nicht Jobsuchende, es sind Berufene. Genauer: Auch dieses
Jahr hat die Polizei 3 000 Bewerber, 200 junge Leute werden genommen.
Sie müssen ausgesprochen sportlich sein, schnell denkend und
stressresistent. Auch künftig werdens Polizisten nicht
gemütlich haben. Klar: Mit weniger Personal müssen
wir bessere Wirkung erzielen, auch die Präsenz erhöhen.
Optimierung heißt das Reizwort der Präsidentin.
Sie hat für ihr erstes Voll-Jahr 2003 (zum 1.7.2002 wurden
die neuen Präsidenten auf Vorschlag Schönbohms vom Kabinett
berufen) eine strahlende Bilanz hingelegt (siehe Hintergrund), aber
laufende Aufwärts-Statistik hält sie für unrealistisch.
Reserven sieht sie in klarer Konzentration auf polizeiliche Kernaufgaben,
schon weil es enorm teuer ist, einen bewaffneten Top-Polizisten
auf die Straße zu schicken.
Die Grenzöffnung bei EU-Erweiterung macht der obersten Polizistin
keinen Kummer. Es wird im tiefen Raum, nicht linear an der
Grenze operiert. Da sieht sie keine Gefährdung für
das Sicherheitsbedüfnis.
Übrigens: Winfriede Schreibers Herz hängt noch ein bißchen
an Cottbus. Die P 2-Wohnung habe ich gleich als Bauhaus-Schnitt
erkannt. Ich wohnte da gern. Und das Theater! Da konnte man junge
Talente erleben, wenn sie noch spritzig sind. So toll springen die
in Berlin nie durch Figaros Betten.... Etwas Lausitzer
Charme vermisse sie...
Hintergrund:
Ende Januar veröffentlichte Polizeipräsidentin Winfriede
Schreiber die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2004. Die
Zahl der Straftaten blieb mit 130 704 (+ 0,6 Prozent) annähernd
gleich, aber: Die Aufklärungsquote stieg zum Vorjahr
um 2,5 auf 57,7 Prozent - das höchste Ergebnis, das wir seit
unserer polizeilichen Arbeit hier erreicht haben, freut sich
die Präsidentin. Sie schränkt aber ein: Eine weitere
Steigerung in solcher Größenordnung ist nicht möglich.
Wir wollen also diesen Stand halten.
Auch bei den schweren Delikten hat sich die Aufklärung deutlich
verbessert. Es gab 2 796 Gewaltdelikte, darunter ein hoher Anteil
mit gefährlicher Körperverletzung. Die Aufklärungsquote
lag bei 78,6 Prozent.
Um fast zehn Prozent erhöht hat sich die Anzahl der Delikte
in der Rauschgiftkriminalität (2 660 Straftaten). Hier erreichte
die Aufklärungsquote 94,8 Prozent.
Opfer der Kriminalität wurden im letzten Jahr 12 672 Menschen,
darunter sind auch mehr als 1 200 Kinder.
Der Ostteil Brandenburgs liegt mit 9 879 Straftaten je 100 000 Einwohner
deutlich schlechter in der Statistik als das Land insgesamt (9 515).
In Cottbus/Spree-Neiße nahm die Zahl der Straftaten leicht
zu. |
Entspannte Stimmung beim Thema Polizei: Gabi Grube machte ihr PolitPiano-Publikum
mit Polizeipräsidentin Winfriede Schreiber bekannt, zuständig
für Brandenburgs Posten mit Präsidiumssitz in Frankfurt/Oder
..drum übt sie auch mit Innenbrunst harmonische Gebläsekunst....
schreibt Weinert über die Schupo. Da war aber Blech
gemeint, hier ists Holz - Tobi Sieberts schon
bewährtes Saxophon, das jazzig das hochbetagte Forster Klavier
entlastete |