Immer weiter auf Schatzsuche
Zum Stadtjubiläum ist die alte Gutsökonomie ein neues Besucherzentrum
Park und Schloß Branitz bedeuten mehr, als auf einer Ansichtskarte Platz hat. Stiftungsdirektor Berthold Ettrich stellte den Park als ganzes Landschaftswerk von 600 Hektar inclusive „aufgehübschten“ Siedlungsräumen vor. Das alles zu erfassen, wie es Pückler konzipiert und teils schon bearbeitet hat, ist aktuelle Aufgabe.
Dabei bleiben die Branitzer, zunehmend kompetent unterstützt von BTU-Wissenschaftlern, permanent auf Schatzsuche. War die Entdeckung eines wertvollen Buches über die Krönung des ersten Preußenkönigs im Dachgebälk noch ein Zufallstreffer, so dominiert sonst die Systematik. Ein verschüttet gegangener Teich in der Gutsökonomie konnte zum Beispiel mit Sensorentechnik ermessen und danach rekonstruiert werden; auch Baumstandorte werden längst nicht mehr zufällig rückbestimmt.
Ettrich schließt nicht aus, daß im wörtlichen Sinne noch manche Schätze im Park vergraben liegen. Ziemlich sicher ist er sich, daß Gegenstände aus dem pücklerschen Besitz auch noch „unter den Leuten“ weilen. Nach dem Krieg sei manches aus unterschiedlichsten Gründen abhanden gekommen, das sich jetzt in zweiter oder dritter Generation auch in Lausitzer Familien befindet. „Ich möchte da gern einen Appell loswerden“, sagt der Stiftungsdirektor. „Wer Dinge aus dem Pücklernachlaß aufbewahrt, sollte sie uns zum Ankauf anbieten. Es besteht keinerlei Gefahr, daß jemand etwa rechtlich belangt würde.“ Welchen Weg die Dinge gegangen sind, sei kaum noch nachzuvollziehen. Losgelöst sind sie manchmal sogar fast ohne Wert. Ein vollkommenes Pücklerbild aber, das für die Region so wichtig ist, können sie abrunden helfen. Gleich noch eine Suchbotschaft hat Ettrich auf dem Herzen: Vor einiger Zeit bot ihm eine Cottbuserin einen Brief an, den Pück-ler an seinen Schachtmeister Schleicher geschrieben hatte, einen Vorfahren der Dame. Leider habe Ettrich nur eine Kopie empfangen; das Original sei aber für die kommende Ausstellung interessant. Vielleicht meldet sich die Schleicher-Erbin - sicher Leserin der GRÜNEN Heimatzeitung - nochmals.
Die Ausstellung, die gerade mit großem Eifer vorbereitet wird, heißt „Fürst Pücklers Landschaftspark in Cottbus Branitz. Eine imaginäre Reise in das 19. Jahrhundert“. Sie wird am 5. Juni eröffnet. Verständlich, daß dort ein Brief an den Schachtmeister, der an den Pyramiden baute, ein beachtenswertes Exponat darstellen könnte.
Das Branitz-Jahr 2004 ist reich an Angeboten, auch zusammen mit anderen Cottbuser Kulturanbietern. Eine Vision Ettrichs lautet, möglichst viel von dem Vorhandenen zu „vernetzen“, über den Pückler-Rad-und-Kutschweg möglichst auch bis Muskau. Nahziel aber ist zunächst der Ausbau der Gutsökonomie nach Originalplänen zu einem Besucherzentrum. Im Cottbuser Jubiläumsjahr 2006 wird das eröffnen.
Berthold Ettrich, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloß Branitz
Berthold Ettrich, Direktor der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloß Branitz, war diese Woche Gast im PolitPiano.
Seine Vision ist die Vernetzung „kultureller Leuchttürme“ vom Amtsteich mit dem Kunstsammlungs-Dieselkraftwerk über das Planetarium, die neuen Parks, Branitz und via Fürst-Pückler-Weg bis Muskau
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