Er würde
ein Glas Wasser aus dem Hahn dem handelsüblichen Mineralwasser
vorziehen, da es erstens sein "eigenes" und zweitens "billiger"
sei, so Wolfgang Wollgam. Der Geschäftsführer der Lausitzer
Wasser GmbH & Co. KG (LWG) ist nach eigenen Worten "für
das gute Wasser verantwortlich". 88 Liter Wasser verbraucht
statistisch jeder Cottbuser pro Tag. Damit liegt die "Hauptstadt
der Lausitz" weit unter dem Bundesdurchschnitt von 129 Litern
je Einwohner und Tag.
Der zweite Gast des Abends, Abteilungsleiter Wasserwirtschaft des
Landesumweltamtes, Wolfgang Genehr, stellte zunächst sein geographisches
Arbeitsfeld, das Lausitzer Wassereinzugsgebiet, vor. Es deckt die
Einzugsgebiete der Spree, der Schwarzen Elster und der Lausitzer
Neiße ab.
Extra aus "Mütterchen Spree" hatte Moderatorin Gabi
Grube im Vorfeld dieser Verantaltung eine Wasserprobe entnommen.
Einstimmig benoteten die beiden Gäste das Spreewasser mit Güteklasse
2, wobei die Wassergüteskala von "1" (sehr gut) bis
"5" (sehr mangelhaft) reicht. Wolfgang Genehr, angesprochen
auf einen weitverbreiteten Trugschluß, meinte: "Klar
muß nicht gut heißen. Je klarer das Wasser, desto saurer
kann es sein, es fehlt die Organik".
Sehr bedeutsam zeigt sich die Wassergüte für das Aroma
des deutschen "Nationalgetränks". Dazu Wolfgang Wollgam:
"Die Wasserqualität ist für den Biergeschmack ausschlaggebend".
In Cottbus kann er sich sogar eine größere Brauerei vorstellen.
Sorgen um ihre Trinkwasserqualität brauchen sich die Bürger
auch nach Inkrafttreten der neuen EU-Trinkwasserverordnung nicht
zu machen, so der LWG-Geschäftsführer. Schließlich
wurden verschiedene Grenzwerte (z.B. Kupfer) verschärft. Jedoch
ist die Umsetzung dieser Verordnung in den einzelnen EU-Staaten
bislang sehr unterschiedlich erfolgt.
Am 22. März fand der diesjährige "Tag des Wassers"
statt. Wolfgang Genehr charakterisierte Brandenburg als das gewässerreichste
Land der BRD. Jedoch ist die Niederschlagsbilanz schlecht. Während
Cottbus durchschnittlich im Jahr 589 mm Niederschlag pro Quadratmeter
erhält, sind es im Schwarzwald bis zu 1600 mm. Zudem sind die
Niederschläge in den letzten 20 Jahren zurückgegangen.
Natürlich fehlte beim "Wassergespräch" im Presse-Café
DoppelDeck nicht ein Rückblick auf die Flutkatastrophe des
Vorjahres. Hätte die verantwortliche "5 B Wetterlage"
nur ca. 150 Kilometer östlicher Mitteleuropa überquert,
wäre auch die Lausitz von der Flut betroffen gewesen. Wolfgang
Genehr räumte mit dem in der Bevölkerung verbreiteten
Trugschluß auf, daß bei Hochwassersituationen in der
Lausitz "nichts passieren könne", aufgrund der Speicherfähigkeit
der Restlöcher. Das Zuleitungssystem von der Spree zu den Restlöchern
hat nämlich eng begrenzte Kapazitäten.
Ein erhebliches Problem für die Wasserwirtschaft sieht Wolfgang
Wollgam im angelaufenen "Stadtumbau" in Cottbus. Durch
den Abriß ganzer Wohnblöcke muß auch ein (kostenintensiver)
Rückbau der wasserwirtschaftlichen Anlagen erfolgen. Diese
Problematik wird von der Politik gern verdrängt. Wurden noch
1994/95 hohe Investitionen getätigt, so steht heute der Rückbau
von Leitungen im Vordergrund. Zwar entspricht, laut Wollgam, das
neue Wasserversorgungskonzept dem gegenwärtigen Wasserbedarf,
jedoch wird der Verbrauch aufgrund des Einwohnerschwundes weiter
absinken.
Ein "heißes Eisen" stellt für zahlreiche Bürger
noch immer der Anschluß an das zentrale Abwassernetz dar.
Ob es jedoch zu einer Fristverlängerung für private Sickergruben
kommen wird, konnten beide Referenten nicht verbindlich sagen. Hohe
Investitionen wurden in Abwasserkanäle getätigt. "Burg
wäre nie ein Erholungsort geworden, wenn die Abwasserversorgung
nicht gelöst worden wäre", so Wolfgang Wollgam.
Der LWG-Geschäftsführer, gleichzeitig auch Präsident
des "SC Cottbus Turnen e.V." meinte abschließend,
mit einem "Seitenhieb" in Richtung der Stadtverwaltung
Cottbus, zur Zukunft des "Turniers der Meister": "Hier
sollten nur die mitreden, die wirklich Ahnung davon haben".
Diese Aussage gilt also nicht nur für den Turnsport, sondern
auch für die Politik und das Wasserwesen.
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