Ich
sitze in meiner Kaserne mit der Turmuhr und diese verteidige ich
bis zum letzten Tag mit meinem Maschinengewehr, scherzt Jochen
Stracke, Oberstleutnant des Verbindungskommandos 851 der Bundeswehr.
Kaum etwas sei von dem Glanze Cottbuser Garnisionszeiten geblieben.
Waren zu NVA-Zeiten zusammen mit den sowjetischen Streitkräften
über
10 000 Soldaten, zumindest zeitweilig, in der Spreestadt beheimatet,
so sind ganze 53 übrig geblieben. Cottbus ist militärisch
gesehen ziemlich weit unten angekommen, so der Oberstleutnant.
Bereits 1992 sollte die Heeresfliegertruppe ins anhaltinische Holzdorf
verlegt werden. Das dies erst elf Jahre später geschah, führt
Jochen Stracke auf sein persönliches Engagement zurück.
Sein Verhältnis zum Armeestandort Holzdorf umschreibt er mit
folgenden Worten: Unsere Jungs gehen nach Afghanistan in die
Wüste, und wenn sie nach Holzdorf zurückkehren, sind die
wieder in der Wüste. Cottbus ist da attraktiver. Jedoch
gibt die Bundeswehr den hiesigen Flugplatz Ende 2004 endgültig
ab. Jochen Stracke als gebürtiger Schleswig-Holsteiner hat
sich in die Lausitzmetropole verliebt. Bereits 1992 sollte er wieder
in den Westen verlegt werden. Da stand er am Grab des Alten Fritz
und war hin- und hergerissen: König, was mache ich jetzt;
gehe ich in den Westen oder bleibe ich im Osten? Der Oberstleutnant
entschied sich für das Kernland des Alten Fritz und brachte
es sogar bis zum Ehrensenator im Cottbuser Karnevalsverband. Jochen
Stracke gehört zum Verbindungskommando 851 der Bundeswehr.
Dort muß die Verbindung zu Behörden und Ämtern gehalten
werden. Somit wird das Cottbuser Verbindungskommando auch langfristig
erhalten bleiben, ganz im Gegensatz zur Wehrpflicht. In zwei
bis drei Jahren ist die Wehrpflicht weg, mutmaßt Jochen
Stracke. Er ist davon nicht begeistert, ist sie doch gerade so wichtig
für die Nachwuchsrekrutierung. Schon heute hält der Oberstleutnant
die Wehrpflicht für ein Lotterieverfahren, denn
wer heiratet, schwul ist oder ein Gewerbe gegründet hat,
muß nicht mehr zur Armee. Dabei bietet gerade die Bundeswehr
hervorragende Bildungs- und Aufstigschanchen. Als ein großes
Problem bei der deutschen Armee sieht Stracke die Reduzierung der
Soldaten von 285 000 auf
265 000 Personen an. Es wird dann zunehmend schwieriger, die volle
Einsatzbereitschaft, vor allem bei Auslandseinsätzen, zu gewährleisten.
Da Deutschland von Freunden umzingelt ist, muß die Bundeswehr
dafür sorgen, daß auch fernere Gefahrenherde nicht nach
Deutschland getragen werden. Denn wer auf der Welt mitmischen
will, muß auch etwas dafür tun, so Jochen Stracke
weiter.
Er hält es für sehr wahrscheinlich, daß die Bundeswehr
bald auf den Golan-Höhen stehen wird, um den Nahost-Friedensprozeß
tatkräftig zu unterstützen. |
Wenn man mich als jungen Soldaten gefragt hätte, ob ich
für gutes Geld in Bosnien oder im Kosovo dienen möchte,
wäre ich zu Fuß auf den Balkan gelaufen, so Oberstleutnant
Jochen Stracke bei Moderatorin Gabi Grube im PolitPiano
Er wußte als erster bei der Quizrunde im PolitPiano,
daß es in Cottbus nur noch 53 Soldaten gibt: Michael Serner
(re.) gewann eine Flasche orginal US-amerikanischen Champagner,
gesponsert von Oberstleutnant Jochen Stracke
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