Cottbus
(h./tr) Einzelteile stark reduziert steht in grellen
Lettern am Modegeschäft. Vor Jahren hätte es dafür
Mitte Ju- li Abmahnungen gehagelt. Saisonschlußverkauf im
Sommer, so regelt das Gesetz auch heute noch, beginnt am letzten
Monat im Juli und dauert zwei Wochen. Seit der Lockerung des Rabattgesetzes
hält sich kaum noch jemand wirklich daran. Oder? Im Einzelhandel
sind die Gefühle - wie stets, wenn es um Wettbewerb geht -
gemischt. Ronny Schuster betreibt mit Partnerin Britt Baudach eine
Boutique in Spremberg: Es gibt Leute, die erinnern sich zurück
an die Vorzüge der Schlußaktion. Trotzdem wird
aber überall munter Nachlaß geboten. Alles muß
raus!, sagt der Fachmann, denn jetzt ordern wir gerade
für Sommer 2004 und dazwischen kommt noch Herbst/Winter.
Andreas Koban, Chef des Cottbuser Bahr-Baumarktes gibt dem Sommerschlußverkauf
keine Zukunftschance: Er ist meines Erachtens ein Auslaufmodell.
Ihn gibt es vielleicht noch zwei Jahre. Viele ähnliche Aktionen
laufen unter anderen Namen und jede Handelskette führt ihre
eigenen Events durch. Die Geschäftsführer-Assistentin
der Galeria Kaufhof Cottbus, Maxi Becker, zeigt sich optimistischer:
Ich denke, daß der Handel weiter mit Schlußverkäufen
arbeiten wird. Wir begrüßen die geplante Gesetzesänderung,
nach der die Zeiträume für solche Sonderverkaufsveranstaltungen
frei wählbar sind.
Erlaubt ist heute offenbar, was der Wettbewerber toleriert. Noch
mal Ronny Schuster: Sonderveranstaltungen sind vor Sommerschluß
nicht erlaubt, denn übertriebenes Anlocken kann als irreführende
Werbung ausgelegt werden.
Längst üblich ist es, daß gelistete Kunden am Sonnabend
vor dem nun vielleicht nicht mehr so stürmischen Montag zum
ruhigen Stöbern in den Schnäppchen-Ständern gebeten
werden. Dort dürfte viel feine Ware hängen, denn, darin
sind sich die Händler einig, der Sommer war zwar gut, die Kauflust
aber verhalten. Sommerschluß ist also ein Top-Thema. Vielleicht
letztmals dieses Jahr...?
Heinz-Peter Bischoff, Präsident des Einzelverbandes Brandenburg,
glaubt, daß es 2003 den letzten Sommerschlußverkauf
zu diesem Termin gibt. Des weiteren wird es keinen Winterschlußverkauf
mehr geben, so Bischoff weiter. Nach der für den Herbst
geplanten Novellierung des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb
(UWG) soll jeder Händler unter anderem selbst bestimmen können,
zu welchem Zeitpunkt er Waren zu Tiefstpreisen anbietet. Heinz-Peter
Bischoff ist davon nicht begeistert, denn bei zu vielen Tiefstpreisaktionen
stumpft der Käufer ab und der Umsatz stagniert.
Wie gesagt: Diesen Sommer gibts nochmal Schnäppchen...
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Ab Montag werden die Schnäppchenjäger wieder die Wühltische
stürmen, vielleicht zum letzten Mal. Maxi Becker von der Galeria
Kaufhof erwartet bis zu 6 000 Käufer mehr als sonst am ersten
Tag des Sommerschlußverkaufes. Einige Leute haben für diesen
Tag extra Urlaub beantragt
Foto: T. Richter |