Im Juni 1973
wurde der damaligen Bezirksmusikschule der Titel Konservatorium
verliehen. Grund genug, einmal Geschichte, Aufgaben, Ziele und Wünsche
dieser, weit über die Cottbuser Stadtgrenzen hinaus bekannten
Einrichtung näher zu betrachten. Torsten Richter sprach
im Auftrag der GRÜNEN Heimatzeitung mit dem Direktor des Konservatoriums,
Gabriel Zinke.
Herr Zinke, was ist eigentlich Ihr Lieblingsinstrument
und Ihr bevorzugter Komponist?
G. ZINKE: Ich spiele sehr gern Geige. Einen Lieblingskomponisten
habe ich nicht, da es schließlich in allen Epochen hervorragende
Musiker gab. Jedoch mag ich Bach und Mozart sehr.
Mit welchen Erinnerungen verbinden Sie die alte Musikschule
in der Berliner Straße, daß sogenannte Hexenhäuschen?
G. ZINKE: Nun, im Hexenhäuschen befand sich
seit 1952 die Musikschule. Ab Ende der sechziger Jahre wurde daraus
die Bezirksmusikschule. Eigentlich waren es zwei Hexenhäuschen
in der Berliner Straße 118/119, unweit der Einmündung
Lausitzer Straße. Wir mußten damals mit sehr beengten
Räumlichkeiten vorlieb nehmen. Circa 500 bis 700 Schüler
erhielten dort ihre musikalische Ausbildung.
Woher stammt die Bezeichnung Konservatorium?
G. ZINKE: Diese Bezeichnung stellt eine verbale Aufwertung
dar. Es gibt berühmte Konservatorien beispielsweise in Paris
oder in Leningrad. Übrigens wurde das Gebäude des jetzigen
Konservatoriums 1907 erbaut und beinhaltete vor dem Zweiten Weltkrieg
die Höhere Töchterschule. Der heutige Konzertsaal diente
als Turnhalle.
Welche Aufgaben und Ziele verfolgt Ihre Einrichtung?
G. ZINKE: Unser Anliegen ist es, über Generationen Kulturerbe
zu bewahren. Eine möglichst umfassende und effektive musische
Ausbildung der Jugendlichen ist unser Anliegen. Bei uns bilden Talent-
und Breitenförderung eine Einheit. Die Schüler sollen
lernen, mit dem Gelernten etwas anzufangen. Ein Hauptziel besteht
desweiteren in der Verschmelzung des Kindermusicals mit unserem
Haus. Wir wollen ein musikalisches Kindertheater auf die Beine stellen.
Einer Ihrer Schüler schaffte es bis zu den weltberühmten
Wiener Philharmonikern. Wie verlief diese erstaunliche Entwicklung?
G. ZINKE: Dieser Schüler aus Luckau studierte nach seiner
Ausbildung am Konservatorium fünf Jahre an einer Berliner Musikhochschule.
Er besaß dann ein hervorragendes Examen. Aus einer Praktikantenstelle
bei den Wiener Philharmonikern ergab sich ein dreirundiges Bewerbungsspielen,
bei dem er den ersten Platz belegte.
In Wien werden bevorzugt die großen 3 B-Komponisten
Brahms, Bruckner und Beethoven aufgeführt. Ist dies am Konservatorium
ähnlich?
G. ZINKE: Wir versuchen, die Werke möglichst vieler
Komponisten zu spielen. Bruckner wird aufgrund der komplizierten
Symphonik selten von den Schülern gespielt, eher schon einige
seiner Chorlieder.
Welche Höhepunkte wird es in der heute beginnenden
Festwoche des Konservatoriums geben?
G. ZINKE: Unser traditionelles Musikfest wird am nächsten
Sonnabend ab 10 Uhr sicherlich den Höhepunkt unserer Festwoche
bilden. Auf dem neugestalteten Hofareal gibt es Live-Musik nonstop
der verschiedensten Ensambles und Gruppen. Der Tag endet um 17 Uhr
mit dem Schuljahresabschlußkonzert im Konzertsaal unseres
Hauses.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus den Sparmaßnahmen
des Landes Brandenburg?
G. ZINKE: Unsere Protestaktionen haben einen Teilerfolg gebracht.
So kürzt das Land unsere Zuschüsse nur um ein Sechstel
statt wie geplant um ein Drittel. Ab September erfolgt eine sehr
moderate Gebührenerhebung. Langfristig werden wohl Personaleinsparungen
nicht ausbleiben. Vor der Stadt Cottbus, dem Hauptgeldgeber des
Konservatoriums, habe ich Hochachtung, da die Stadt trotz klammer
Kassen an unserer Einrichtung festhält.
Wo sehen Sie das Konservatorium in 30 Jahren?
G. ZINKE: Ich wäre ganz zufrieden, wenn es so bleibt,
wie es jetzt ist. Es darf kein weiterer Abbau erfolgen, die Sparzwänge
dürfen unser haus nicht kaputtmachen. Desweiteren wünschen
wir uns endlich ordentliche Toiletten, da diese bislang den Charme
der fünfziger Jahre ausstrahlen.
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Gabriel Zinke, der Direktor des Cottbuser Konservatoriums mit seiner
geliebten Geige. Aufgelegt ist gerade einer der 21 Ungarischen Tänze
von Johannes Brahms
Foto: T. Richter |