von
Dorothea Hallmann,
Pfarrerin i.R.
In vielen
Kalendern steht unter dem Datum des 20. September "Weltkindertag"-ein
Gedenktag, der uns heute auffordert, auf das Leben der Kinder
in der Welt zu blicken, dorthin, wo das Leiden besonders schwer
ist. Die großen Kinderhilfswerke unicef, Kindernothilfe
und terre des hommes zeigen mit Nachdruck das Schicksal von Millionen
von Kindern, die als AIDS-Waisen ohne Familienschutz in Afrika
heranwachsen müssen oder die in vielen Ländern durch
verseuchtes Wasser ohne Medikamente sterben. Die Kinderrechtsorganisation
fordern mit dem Motto "Kinderrechte sind Menschenrechte"
Befreiung für junge Menschen, die als Schuldsklaven, Kindersoldaten
und Sexobjekte dem Mißbrauch und jeder Gewalt preisgegeben
sind. Weltkindertag - das bedeutet auch auf die Kinder in unserer
Gesellschaft zu schauen. Welchen physischen und psychischen Leiden
sind sie ausgesetzt, wenn sie sich in der Schule gegenseitig erpressen,
wenn sie auf Drogen hereinfallen oder selbst gar Opfer häuslicher
Gewalt werden? Da gibt der biblische Spruch für den Monat
September einen bemerkenswerten Rat: Was wir hörten
und erfuhren, was uns die Väter erzählten, das wollen
wir unseren Kindern nicht verbergen. (Psalm 78,3-4) Dieses
Wort steht am Anfang eines langen Psalms, der die vielen segenreichen
und zerstörerischen Erfahrungen in Erinnerung ruft, die frühere
Geschlechter des Gottesvolkes gemacht haben. Wunder, durch die
Gott ihnen zum Überleben half, und dann wieder das große
Vergessen all der Wohltaten, was zu selbstverschuldeten bösen
Folgen führte. Weitergeben an die Nachkommen, nicht nur Haus,
Schmuck oder Geld, sondern den reichen Schatz der Erfahrungen,
zum Beispiel wie unter schwierigen Bedingungen gelang, das Leben
zu gestalten, wie offenherzig solidarisches Verhalten geübt
wurde, aber auch eigenes Fehlverhalten nicht zu verschweigen.
Solches Nachdenken und Weitererzählen bringt uns vielleicht
wieder zu dankbarem Erstaunen, wenn wir zurückblicken, und
motiviert uns, die Gegenwart so zu verändern, daß sich
Zukunft gewinnen läßt. Wenn wir am Weltkindertag unsere
Kinder und ebenso die Kinder der Welt in den Blick nehmen, dann
bietet es sich an, auf ein Modell hinzuweisen, das Brücken
zwischen Kontinenten zu schaffen vermag: die persönliche
Patenschaft für eins der Millionen Kinder in der sogenannten
Dritten Welt zu übernehmen. Kann es Schönere Geben,
als einem Kind Freude jetzt und Chancen für deine Zukunft
zu schenken und es damit aus seiner bitteren Vergangenheit herauszulösen?
Dorothea Hallmann
Pfarrerin i.R.
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