Cottbus (tr). Es ist etwas ganz Schönes, daß
das TKC noch heute seinen Namen trägt, erzählt
Angelika Fechner, Regionalleiterin in der Aus- und Weiterbildungszentrum
GmbH (AWZ). Sie muß es wissen, arbeitete Angelika Fechner
doch von Anfang an im Textilkombinat Cottbus (TKC).
Honecker & Mongolen
Im Jahre 1969 hatten die US-Amerikaner ihre erste Mondlandung
und die Cottbuser ihr neues Textilkombinat. Selbst Erich Honecker
war zur Eröffnung in Cottbus zugegen. Das erste Gebäude
wurde übrigens dort errichtet, wo heute der Wal-Mart beheimatet
ist. Dort erfolgte die Veredlung von Polyesterseide, vor allem
für Obertrikotagen. Im Laufe der Jahre wuchs das TKC stetig
weiter zu einem Großbetrieb
an und nahm schließlich eine Fläche von circa zehn
Fußballfeldern ein. Insgesamt 4 000 Menschen standen hier
in Lohn und Brot. Im Jahre 1983 besuchte gar der Vorsitzende des
mongolischen Ministerrates zusammen mit dem Vorsitzenden des Ministerrates
der DDR das Cottbuser Textilkombinat. Mongolische Jugendliche
absolvierten damals ihre Facharbeiterausbildung im TKC.
Große Vielfalt
Für die Stadt Cottbus ist es sehr positiv, daß
die TKC-Flächen als Gewerbestandorte erhalten geblieben sind,
freut sich das TKC-Urgestein Angelika Fechner. Noch
heute
befinden sich drei Textilunternehmen auf dem traditionsreichen
Standort. Sie beschäftigen zahlenmäßig immerhin
ein Viertel der einstigen TKC-Belegschaft. Sämtliche Flächen
im einstigen Kombinatsgebiet sind von Firmen à la coleur
belegt, nirgendswo sind verödete Areale auszumachen. Ich
denke, daß sich weit über 20 Betriebe auf den Flächen
angesiedelt haben, vermutet die AWZ-Frontfrau Angelika Fechner.
Ihre Firma ist übrigens im ehemaligen Sozialgebäude
zuhause, Fechners Büro befindet sich an der Stelle, wo vor
über 15 Jahren noch Wasserhähne und Waschbecken tüchtige
Kombinatsarbeiter erfrischten. Zahlreiche ehemalige TKC-Frauen
kamen nach der Wende in der Stadtverwaltung, beim Arbeits- und
Sozialamt unter.
Vom TKC zum Chef
Einige Mitarbeiter wagten den Sprung in die Selbständigkeit
und haben es dadurch zu Rang und Namen gebracht. Ein Paradebeispiel
dafür bildet die ESA GmbH in der Gerhart-Hauptmann-Straße.
Firmeninhaber und Elektromeister
Wilfried Behloch, einst im
Textilkombinat beschäftigt, blieb dem TKC-Areal treu und
eröffnete hier vor elf Jahren
seine Elektro-Service und Anlagenbau GmbH.
Voll die Vielfalt
Viele Firmen schätzen auf diesem Gelände zwischen Nord-ring
und Gerhart-Hauptmann-Straße dieses ausgewogene Verhältnis
aus sozialer Betreuung, Bildungsangeboten, Dienstleistungsgewerken
und dem produzierenden Gewerbe. Die einstige Substanz blieb
glücklicherweise erhalten; wir haben hier eine sehr gute
Infrastruktur, berichtet Angelika Fechner. Und weiter: Die
Straßenbahnlinie 4 wurde übrigens extra für das
TKC angelegt. Viele Unternehmen ha- ben sich hier aus Traditionsbewußtsein
angesiedelt. Und in der Tat: wer in die TKC-Ladenstraße
eintritt, ist im pulsierenden Leben angekommen. Das Schmuck- und
Uhrengeschäft Schirrock, das Reisebüro Holiday-Express
sowie natürlich Wal-Mart und toom selbst sowie viele weitere
Geschäfte freuen sich auf Ihr Kommen. Sie wollen sich auch
am TKC-Gelände einrichten? Kein Problem, die Planung übernimmt
gern das hier ansässige Planungs- und Ingenieurbüro
Schultheis & Fröschke, die Möbelkammer
liefert die passenden Einrichtungsgegenstände und daß
ebenfalls vor Ort befindliche Krea-Team die Computerlogistik.
Vom Textilkombinat zum Servicecenter verlief die Entwicklung des
TKC, dessen Name traditionsbewußt erhalten blieb.
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Zahlreiche Lehrlinge erfuhren in den Betrieben des Textilkombinates
Cottbus eine solide Ausbildung. Auf diesem Foto ist eine Lehrlingsgruppe
in der Konfektion um das Jahr 1972 abgebildet Foto: TKC
Die einstige Schaltzentrale des Textilkombinates ist
noch heute zweigeteilt. Im Westteil befindet sich
der Ärztekomplex, im Ostteil sind verschiedene Firmen beheimatet.
Früher befand sich dort die Kombinatsverwaltung Foto:
Torsten Richter
Alles für das Wohl des Volkes lautet der langsam
verwitternde Slogan aus einer Zeit, als es noch zwei
deutsche Staaten gab, an einer Mauer, unweit des einstigen TKC-Verwaltungsgebäudes.
Das Wohl der auf dem Kombinatsareal existierenden Firmen und ihrer
Mitarbeiter dürfte noch heute höchste Priorität
haben Foto: T. Richter
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