"Also,
die Räucherforelle aus dem Senftenberger See kann ich nur empfehlen",
weiß der "Ur-Senftenberger" Walter Karge, Brandenburgischer
Sanierungsbereichsleiter der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft
mbH (LMBV) mit schnalzender Zunge zu berichten. Der "Kumpel
der Natur", wie Walter Karge mit seinem unverwechselbaren wohlklingenden
Niederlausitzer Dialekt oft genannt wird, weiß, wovon er spricht.
Der Sanierungsleiter kennt das "Lausitzer Meer" noch aus
den Anfangsjahren, wo er bei einem pH-Wert von 3,5 baden ging: "wer
tauchte, kam mit roten Kaninchenaugen wieder aus dem Wasser".
Heute kann ungetrübt im Senftenberger See getaucht werden,
da sich der pH-Wert stabilisiert hat. Jedoch ist eine weitere
Frischwasserzufuhr unerläßlich. Die Flutung des größten
Sees im Oberspreewald-Lausitz-Kreis, welcher aus dem Tagebau Niemtsch
hervorging, dauerte 10 bis 12 Jahre. Im besagten Landkreis befinden
sich 80 Prozent der 43 000 Hektar Lausitzer Bergbauflä-
che. Davon werden sich etwa 13 000 Hektar zu Wasserflächen
entwickeln. Der Senftenberger See, durch den übrigens die historische
Grenze zwischen Nieder- und Oberlausitz verläuft, umfaßt
"lediglich" circa 1 200 Hektar. Über 90 Prozent der
Kosten werden in die Flutung der Restlöcher investiert, weiß
Walter Karge zu berichten. Das A und O besteht in der Herstellung
der Böschungsstandsicherheit. Sie ist zwingend erforderlich,
um die Flächen begehbar und für den Tourismus nutzbar
zu machen, betont der Fachmann Karge. Als illusionär stellt
sich die Vorstellung dar, die Flutung lediglich durch Grundwasser
vorzunehmen. Da dies zu lange dauern würde, muß Frischwasser
aus der Spree und der Schwarzen Elster angezapft werden, jedoch
nur in Hochwassersituationen. Neben der Wassermenge ist die Wasserqualität
von entscheidender Bedeutung, denn wer bei "pH 3 badet, dem
fehlt schon mal die Badehose", macht Walter Karge auf die Gesundheitsgefahren
aufmerksam. So wurden Wasserreinigungsanlagen, beispielsweise an
der Rainitza bei Senftenberg, errichtet, wo große Mengen an
Eisen ausgeflockt werden. Insgesamt 26 Seen sollen in der Lausitz
entstehen, fast mecklenburgische Verhältnisse. Die in der Entstehung
begriffene Seenkette zwischen Senftenberg und Hoyerswerda wird 7
000 Hektar Wasserfläche beinhalten. Die Lausitz entwickelt
sich "vom kohlegeschwärzten Gebiet zu einer wunderschönen
Seenlandschaft", ist sich Karge sicher. Denn schließlich
"erkennt keiner mehr den Senftenberger See als Restloch".
Etwa um 2030 wird die Flutung im wesentlichen abgeschlossen sein.
Im September 2002 wurde die erste Seenverbindung zwischen den einstigen
Tagebauen Koschen und Skado begonnen. Jedoch bleibt es ein frommer
Wunsch, per Boot von der Mittellausitz nach Berlin paddeln zu können.
Das Höhengefälle des Lausitzer Grenzwalls zwischen Großräschen
und Calau fungiert (noch) als "Visionskiller".
Die Lausitz entwickelt sich zur Naturschutzhochburg. So werden vor
den Toren des Lausitzrings bei Klettwitz
4 000 Hektar für den Naturschutz vorbereitet. Der "Fischotterliebhaber"
Heinz Sielmann kaufte für seine gleichnamige Stiftung 2 500
Hektar in den bei Luckau befindlichen Ex-Tagebauen Schlabendorf-Nord
und Süd. Sehr erwünscht sind Rohböden, um die Wachstumsverläufe
von Beginn an beobachten zu können. Zudem ist das "vom
Wind angewehte Samenkorn viel resistenter, als die gepflanzten Bäumchen",
erzählt Walter Karge aus eigener Erfahrung. Seine eigentliche
Arbeit als Sanierer verlief in völliger Ordnung. Die schlimmsten
Momente in Karges Karriere bildeten "die vielen Kündigungen,
die ich unterschreiben mußte". Jedoch bereitete mit Sicherheit
nicht nur dem LMBV-Bereichsleiter die "sehr schnelle Deindustrialisierung
der Lausitz erhebliche Bauchschmerzen".
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Der brandenburgische Sanierungsbereichsleiter der LMBV, Walter Karge
(r.), erläuterte auf dem
Podium bei Moderator Andreas Groebe im Presse-Café DoppelDeck
die neue wasserreiche Landkarte der Niederlausitz. Insgesamt 26 größere
und kleinere Seen werden das Landschaftsbild wesentlich mitbestimmen.
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