"Für
mich ist es absolut undenkbar, daß die Straßenbahn stillgelegt
wird. Eine Stillegung wäre richtiger Schwachsinn", erregte
sich Dr. Klaus-Peter Schupp, tätig im Lehrstuhl Straßenbau
der BTU und Vorsitzender des Bauausschußes. Simone Michael,
die neue Amtsleiterin im Ressort Straßen- und Tiefbau, pflichtete
ihm bei: "Die Straßenbahn gehört einfach zu Cottbus.
Es ist undenkbar, daß sie aus dem Straßenbild verschwindet".
Die derzeit heiß diskutierte Zukunft der Bahn auf unseren
Straßen nahm einen beachtlichen Raum in der DoppelDeck-Talkrunde
ein. Dr. Klaus-Peter Schupp betonte, daß derzeit überhaupt
keine Untersuchungen und Zahlen zu dieser Thematik vorliegen. Wer
soll zudem die 40 erforderlichen Busse bezahlen, um die Tram zu
kompensieren, fragte er sich. Die Busse müßten die schon
jetzt überfüllten Straßen benutzen, "dann fährt
keiner mehr mit dem ÖPNV", so Dr. Schupp. Im Stillegungsfalle
hinge mit einer durchaus realistischen Förderrückzahlung
von 23 Millionen Euro ein Damoklesschwert über der Stadt, was
dem Cottbuser Haushalt endgültig das Genick brechen würde.
Schließlich mangelt es schon allerorten an Finanzen für
den Straßenbau. Laut Susanne Michael stehen 1,2 Millionen
Euro im Haushalt zur Verfügung, viel zu wenig bei einem Straßennetz,
das zu drei Fünfteln als schlecht eingestuft wird. Die Gründe
dafür liegen in der maroden Bausubstanz, in fehlenden Investitionen
der letzten Jahre sowie im massiv gestiegenen Verkehrsaufkommen.
Ein einziger LKW verursacht den gleichen Schaden wie
80 000 PKW. Für Straßenneubauten gibt es separate Fördermittel.
Der eigentliche Geldbedarf der Stadt wird auf mehrere 100 Millionen
Euro geschätzt. Jedoch reduzieren sich die Reparaturen auf
Straßenflickerei. Außerdem erschwert der letzte Winter
mit seinen langen Frostperioden die Reparaturarbeiten. Wenn die
Fördermittel bewilligt sind, werden in diesem Jahr die Gertraudten-
und die Lieberoser Straße fertiggestellt. Die Übergabe
der Saspower Spreebrücke erfolgt Anfang Mai. Auch in Sachsendorf
wird gebaut! 2003 beginnen die Arbeiten am Gelsenkirchener Boulevard,
die im Folgejahr abgeschlossen werden. Die drei künftigen Cottbuser
Gemeinden Kiekebusch, Gallinchen und Groß Gaglow werden in
gleicher Weise beim Straßenbau berücksichtigt, versichert
Amtsleiterin Simone Michael.
Die oberste Priorität der Stadt besitzt die östliche Ortsumgehung,
die, laut Dr. Schupp,
"zum Glück nicht durch die Stadt finanziert wird".
Er würde "am liebsten sofort" mit den Baumaßnahmen
beginnen. Im Jahre 2003 soll das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen
werden; der Baubeginn für die neue Trasse, bestehend aus B
97n und B 168n einschließlich des Autobahnkreuzes Cottbus,
erfolgt 2004. Auch eine "Westtangente" war einmal im Gespräch.
Jedoch ist dieses Projekt vorerst als unrealistisch eingestuft,
da die Trasse mehrere Landschaftsschutzgebiete auf Kolkwitzer Flur
queren würde.
Angesprochen auf den Stadtumbau bedauerte Dr. Schupp den Umstand,
daß bislang weder das Land noch der Bund Handlungsbedarf in
bezug auf das Straßennetz sehen. Eine "Patentlösung"
wurde noch nicht gefunden.
"Frau Grube, wir haben Tempo 30 in der Innenstadt", antwortete
Dr. Schupp entrüstet der Moderatorin auf ihre Frage, ob "Tempo
30" auch für das Cottbuser Zentrum relevant sei. Übrigens
beginnt in der Berliner Straße die Tempo 30-Zone bereits ab
der Kreuzung Bahnhofstraße.
"Ich sage ganz klar ja zur Altmarktverkehrsberuhigung",
gab Dr. Klaus-Peter Schupp bekannt. In der achtwöchigen Testphase
können die Geschäfte weiterhin angefahren werden. Vom
Durchgangsverkehr jedoch haben die Ladeninhaber nichts. Vielmehr
ist es dann, auch zum Vorteil der Gewerbetreibenden, möglich,
endlich in Ruhe ganz gemütlich seinen Kaffee zu schlürfen,
so Dr. Schupp.
Torsten Richter
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Musikalisch wurde das 64. PolitPiano vom Duo "Karow/Panzer"
sowie der Sängerin Tina Vogel begleitet. In seinem "ersten
Leben" ist Torsten Karow Musiklehrer an der Bauhausschule sowie
Chorleiter des Kindermusicals |