Kolkwitz
(ha). Wer hat nicht einen alten Schrank im Keller, der als Werkzeugkoffer
genutzt wird, oder auf dem Boden schmort ein kleiner
Tisch mit völlig abgelöster Platte vor sich hin, nur wegwerfen
oder verbrennen wollte man die Stücke noch nicht, weil sie
an die Großeltern erinnern oder hier und da noch Schnitzereien
das Auge erfreuen. Aber nicht nur sehr alte und verzierte Möbel
sind es wert, aufgearbeitet zu werden, auch scheinbar wertlose Erinnerungsstücke
gehören in das Wohnzimmer. Der Tischler und Restaurateur Rainhard
Böhm aus Kolkwitz weiß zu berichten: Neulich kam
ein Ehepaar zu mir mit einem kleinen, schlichten Holzregal, schrecklich
angemalt mit blauer und weißer Farbe. Sie wollten es wieder
fein hergerichtet haben. Ich schlug vor, ein identisches nachzubauen,
das wäre wesentlich schneller und billiger zu haben. Doch nichts
da! Das ist ein altes Erinnerungsstück, und es muß unbedingt
dieses bleiben. Da hab ichs natürlich gemacht!
Das älteste Stück
Wie im Museum sieht es in den engen Werkstatträumen aus, überall
stehen auseinandergenommene Möbel, Leisten mit abgebrochenen
Rändern stapeln sich auf einem mit Laubblättern verzierten
Holzkranz. Alles duftet nach Holzstaub. Das älteste Stück,
das ich ganz behutsam gereinigt habe, war ein japanischer Tisch
aus dem 16. Jahrhundert mit Schubfächern, die klemmten und
die Platte hatte einen großen Riß, erzählt
Rainhard Böhm.
Spreewaldtypisch
Die meisten Stücke werden von privaten Leuten gebracht, aber
auch schon einen Altartisch hatte Rainhard Böhm unter seinen
Fingern. Oft sind auch spreewaldtypische Sachen dabei wie
eine Tür mit den typischen blau-grünen Malereien.
Stößt er und seine beiden Mitarbeiter Dorothea Fischer,
die für filigrane Arbeiten zuständig ist und Andreas Schütte,
der gerade eingearbeitet wird, an die Grenzen, arbeitet Rainhard
Böhm auch mit Malermeister Jürgen Melnikow in Striesow
und mit dem Polsterer Achim Jarick aus Dahlitz eng zusammen.
Salz für den Wurm
Der hartnäckigste Gegner neben Dreck ist aber der
gemeine Holzwurm. Da hilft am besten eine spezielle Salzlösung,
die flächig oder ganz gezielt in die Kanälchen eingespritzt
wird. Da hat der Wurm keine Chance mehr.
Intarsien-Hobby
Sein Steckenpferd aber sind Intarsienarbeiten, allerdings fehlt
ihm oft die Zeit für dieses buchstäbliche Kunst-Handwerk.
Von einem Madonna-Bild mit Kind bis hin zu Naturbildern, aus unterschiedlichsten
Holzarten gefertigt, reicht die Palette.
Metall, Leder, ja sogar Jute und Peddigrohr werden verarbeitet,
eine enge Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern ist dabei selbstverständlich. |
Fast nicht mehr zu lesen: Diese Truhe aus dem Pfarramt Schorbus
wurde 1851 gebaut, ist zur Zeit das älteste Stück in der
Werkstatt von Tischler und Restaurateur Rainhard Böhm in Kolkwitz
Jeder Schnipsel wird aufgehoben, denn altes Holz und
Furnier hat seine eigene Farbe im Laufe der Zeit bekommen.
Bei Ausbesserungen kann Rainhard Böhm auf diesen Fundus zurückgreifen
(ein winziger Teil!)
Nicht mehr zu retten war dieser abgedrehte Fuß einer Kommode.
Solche Teile sind heute schnell und günstig erneuerbar |