Cottbus
(gg). Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen,
so der Eindruck auf den ersten Blick, vergleicht man die Argumente
von Landrat Dieter Friese (SPD) und Markus Niendorf (CDU Cottbus)
zur strittigen Eingemeindung von Gallinchen, Groß Gaglow und
Kiekebusch, ausgetauscht im PolitPiano am Donnerstag im DoppelDeck.
Während Friese fragt: Was bringt das der Gesamtregion, fragt
sich die Cottbuser CDU ganz pragmatisch nach den Vorteilen für
die Stadt. Markus Niendorf stellt die edlen Ziele Frieses prompt
in Frage: "Bringt ein Moratorium und die Aussetzung der Gebietsreform
vorerst nicht nur Vorteile für den Landkreis?"
Der Anwurf muß allerdings verebben, denn schließlich
gibt es neben den berechtigten existentiellen Ängsten des Amtes
Neuhausen auch ein ganz eindeutiges Bürgervotum gegen die Eingemeindung.
Fragwürdig bleibt die Taktik des CDU-Innenministers, der in
Sachen Gebietsreform zuerst den Bürgerwillen und das Prinzip
der Freiwilligkeit heraufbeschwört, dann aber die Ergebnisse
nicht zur Kenntnis nimmt, beklagt zurecht Bürgermeister Dieter
Schulz aus Groß Gaglow im Publikum.
Darauf hat auch die Stadt-CDU keine Antwort. Daß die CDU-Verantwortungsträger
statt der Cottbuser Fraktionsvorsitzenden, den Pressesprecher Niendorf
mit Friese in den PolitPiano-Ring schicken, hat Gründe, erklärt
Michael Schierack, Vorsitzender der Cottbuser CDU, der später
zu der Runde stößt. Zum ersten Mal traf sich die CDU
aus Stadt und Landkreis zu diesem Thema am gleichen Abend. Mit Ergebnissen:
In der nächsten Stadtverordnetenversammlung wird die CDU-Fraktion
einen Antrag einbringen, der einen klaren Arbeitsauftrag an OB Karin
Rätzel erteilt, die gemeinsame Region vorzubereiten.
Allerdings hält Schierack, ebenso wie Markus Niendorf die Zeitfrage
für entscheidend: "Realistisch ist die Umsetzung bis frühestens
2006. Politische Schnellschüsse - siehe Region Frankfurt/Main
- können fehlschlagen", so ihr Argument. Und: Ohne die
Mitwirkung des Landtages sei der Plan ein totgeborenes Kind.
"Wir haben keine Zeit", appelliert dagegen Dieter Friese
und beklagt die vielen gescheiterten Versuche, mit den Cottbusern
ins Gespräch zu kommen, "Stadt und Landkreis steht das
Wasser bis zum Hals!" Und er hat nicht nur den Beifall aus
dem Publikum, sondern auch gute Beispiele. Vier Landkreise wurden
eins unter seiner Leitung und das alles bei laufendem Betrieb und
Personalreduzierungen um ein Drittel.
Frieses Appell klingt beinah beschwörend: "Jeder für
sich ist ein Fliegenschiß auf der Karte des vereinten Europa
- zusammen aber könnten wir ein Viertel Brandenburgs sein und
damit mehr politisches Gewicht bekommen!" Das weiß man
auch in Kassel, Aachen, Saarbrücken, Göttingen und Goslar
und geht ähnliche Wege.
Vor diesem Hintergrund ist für Friese die Frage nach dem Sitz
der künftigen Regionalverwaltung zweitrangig, antwortet er
auf die salomonische Frage von Moderator Denis Kettlitz. "Ein
neues Verwaltungsgebäude muß man sich leisten können,
dann kann es auch neu in Cottbus errichtet werden", sagt er
und seine Antwort enthält gleichzeitig den Zweifel daran, daß
die Menschen eine solche Investition verstehen könnten.
Daß der Landtag am 5. März für die Eingemeindung
stimmen wird, ist für Friese bislang alles andere als sicher.
Von rund 40 Abgeordneten gäbe es andere Signale, weiß
er. Und: Am 13. Februar ist der Ministerpräsident auf Forst-Visite.
Ein Termin, den der Landrat für seine Überzeugungsarbeit
nutzen will. Lange Klagewege sind keine Alternative, deshalb lebt
jetzt die zarte Hoffnung, daß Cottbus neu nachdenken will.
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Schlagabtausch
zum Wann und Wo
einer gemeinsamen Region zwischen
Landrat Dieter Friese (l.) und Stadt-CDU-Pressesprecher Markus Niendorf
Foto:
Grube

Eine Region Spree-Neiße/Cottbus mit
Verwaltungssitz in Forst - eine Kröte, die die
Cottbuser CDU nicht schlucken will. Friese
argumentiert dagegen: Die Stadt bleibt als
solche eigenständig mit Stadtparlament und
eigenem Haushalt. Der Regionaltag soll dann
über den Kreissitz entscheiden - den
Kostenfaktor im Blick Foto: Archiv
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