Über den
Lebenslauf dieser "Brigadelok" der Parkeisenbahn ist nicht
viel bekannt. Hergestellt wurde sie bei Linke & Hofmann in Breslau
im Jahr 1918 unter der Fabriknummer 1739, später gliederte
sie sich in die Heeresfeldbahn als Nr. 2257 ein. Etwa 2540 solcher
Loks soll es gegeben haben. Unsere Lok hatte das Glück der
späten Geburt; der I. Weltkrieg war vorbei und die Lok gelangte
in ein Demobilisierungslager, wurde bald weiterverkauft. Vielleicht
kam sie zum Einsatz in Litauen, Lettland oder Polen; jedenfalls
taucht sie 1948 im Bestand des Braunkohlenwerkes "Frieden"
in Halbendorf bei Weißwasser auf. Hier wurde sie als Werklok
138 geführt. Ein Einsatz bei der Waldeisenbahn Muskau wird
durch ein Foto dokumentiert. Möglich, daß unsere Lok
schon vor 1945 zum Muskauer Bestand gehörte.
1954, zur Eröffnung der Pioniereisenbah, kam die Lok nach Cottbus.
Und so funktioniert die "Oma": Der Blechaußenrahmen
nimmt vier gekuppelte Achsen mit den Scheibenrädern auf. Angetrieben
wird die dritte Achse. Die Maschinen haben Flachschieber und eine
außenliegende Stephenson-Steuerung. Im Rahmen eines Umbaus
in Krauschwitz wurde die Lok wendiger gemacht und die Höchstgeschwindigkeit
auf 25 km/h heraufgesetzt.
Die Wasserkästen am Langkessel waren ursprünglich genietet:
nach 1950 erhielten die Brigadeloks geschweißte Wasserkästen,
weil die alte Technik wohl nicht mehr beherrscht wurde. Besonders
wichtig für die heutige Situation: Die Maschinen besaßen
früher kupferne Feuerbüchsen, die später teilweise
durch Stahl ersetzt wurden. Das bewährte sich nicht. Heute
sind die Büchsen verschlissen, ein Rückbau auf Kupfer
scheint sinnvoll.
Als Kesselaufbauten sind der Kobelschornstein, die Dampfglocke der
Bauart Latowski, die beiden Sanddome und der Dampfdom zu nennen.
Der Dampfdom enthielt einen Dampfüberhitzer. Der Kohlevorrat
wird links neben dem Kessel aufbewahrt.
Das Führerhaus der Maschinen ist relativ eng. In ihm befinden
sich sämtliche Bedieneinrichtungen und auch die Ölpumpe
der Bauart Michalk und die beiden Dampfstrahlpumpen. Nachträglich
wurde in Muskau eine elektrische Anlage eingebaut. Als Stromquelle
diente eine 12 Volt Batterie. Die Lok der Parkbahn bekam aber später
eine dampfgetriebene Lichtmaschine. Die Gewicht-Handbremse wirkt
auf zwei Achsen. Auch eine Spurkranznäßeinrichtung war
früher bei allen Loks vorhanden.
Der spezifische Kohleverbrauch liegt zwischen 8 und 13 Tonnen je
1000 Kilometer Laufleistung, allerdings in Abhängigkeit von
den Beförderungsaufgaben. Der Ölverbrauch für Schmierzwecke
beläuft sich auf ca. 40 kg je 1000 Lokkilometer. Alles in allem:
Die Brigadelok ist durchaus heute und noch über Jahrzehnte
betriebstüchtig, wenn zunächst etwa 12 000 Euro für
die Reparatur und später Unterhaltungskosten aufgebraucht werden.
Die Freude an der Funktion der 85jährigen Dame wird ungetrübt
sein.
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