Der
spannendste Augenblick war gekommen, als die Plane fiel und wir unser
Sprem-Bild erstmals aus der Ferne betrachten konnten. Wir waren sehr
zufrieden, berichtet Airbrush-Künstler Marcus Hillegaart
mit leuchtenden Augen beim 62. Künstlerstammtisch im Hof der
WernerPassage. In der Tat stellt das Kunstwerk, welches eine Cottbuser
Ansicht aus dem Jahre 1934 abbildet, eine Augenweide in der Spremberger
Straße dar. Gott sei Dank sagt Thomas Strauss, der
zweite Airbrusher und kreative Kopf des Duos Strauss &
Hillegaart beim Künstlerstammtisch, daß ihr Projekt während
der Arbeiten sich den neugierigen Passanten verhüllt zeigte.
Es sei schließlich besser, ohne Zuschauer arbeiten zu
können. Die beiden Künstler haben regelrecht um
die Gunst der GWC gebettelt, um den, laut Marcus Hillegaart, einzigen
brauchbaren Giebel in der Sprem gestalten zu dürfen. Denn
sonst kommen die Leute zu uns, stellt der Airbrusher klar. Die
Idee genau zu diesem Sprem-Projekt stammt übrigens aus dem Stadtarchiv,
wo das Motiv von 1934 aus einem Fundus von über 10 000 Bildern
ausgewählt wurde. Ausschlaggebend waren dabei die Aussagekräftigkeit
und die Ästhetik. Somit begann dieses GWC-Gebäude in der
Sprem in zwei verschiedenen Zeitepochen zu leben: mit dem Charme der
dreißiger Jahre und dem tobenden Leben der Jetztzeit.
Extra neue, alte Farbe
Des weiteren wurde extra für dieses Sprem-Motiv von einer Firma
eine Farbe entwickelt, welche der Farbe, wie sie schon 1934 eingesetzt
worden wäre, gleicht. Außerdem arbeiteten die beiden Künstler
erstmals mit kleinen Airbrush-Pistolen, da normale Farben nicht auf
herkömmliche Weise hätten eingesetzt werden können.
Marusha am Gym
Das erste gelungene Projekt des Künstlerduos Strauss & Hillegaart
stammt aus dem Jahr 1995. Es handelt sich um das Maru-sha-Bild am
Brunschwiger Ludwig-Leichhardt-Gymnasium. Das Motiv war eigentlich
klar; denn ein Faible für Gesichter bei Thomas Strauss war schon
immer ausgeprägt, ließ der Künstler verlauten. Bei
der Bundeswehr durfte er selbst das traditionsreiche Bataillonswappen
gestalten.
Keine Begabung?
Doch warum absolvierte das Airbrush-Duo nie eine künstlerische
Ausbildung? Marcus Hillegaart weiß die Antwort: Wir hatten
uns zwar mehrmals beworben, doch wurde uns nach einer Bewerbung fehlende
grafische Begabung vorgeworfen. Die Künstler gründeten
dann vor fünf Jahren ihre eigene Firma und haben, laut Marcus
Hillegaart, ihr eigenes Studium eröffnet. Denn niemand
kann einem erklären, wie eine Fassade bemalt werden muß;
das geht nur mit eigenen Erfahrungen.
Projekt Weinbergstraße
Wenn wir die Fassade des Häuserblocks Weinbergstraße
gestalten dürften, würden wir den Krebs als Wappentier in
das Kunstwerk integrieren. Wir wären sehr froh, wenn uns die
GWC dafür engagieren würde, verrät das Farben-Duo
aus ihrem reichhaltigen Repertoire für zukünftige Projekte. |
Das Künstler-Duo Thomas Strauss (r.)
und Marcus Hillegaart präsentierten
beim 62. Künstlerstammtisch vor dem PresseCafé DoppelDeck
der Moderatorin Gabi Grube und dem Publikum zahlreiche Airbrush-Werke.
Übrigens schrecken
solche Fassadenkunstwerke auch
notorische Graffiti-Sprayer ab
Fotos: Ha. |