"Mein
Gott, wie bringe ich diese Umbenennung über die Bühne,
ohne daß man mich hängt", beschreibt Hans-Jörg
Fischer, Geschäftsführer des "Eurospeedway Lausitz",
die gefährlichsten Tage seines Lebens. In der Tat kochten in
jenen heißen Juliwochen des Jahres 2000 die Lausitzer Emotionen.
Insbesondere der Namensteil "Berlin" erregte die Gemüter
aufgrund bekannter hiesiger Aversionen gegen die deutsche Hauptstadt.
Laut Hans-Jörg Fischer war die Bezeichnung "Berlin-Brandenburg"
unglücklich, nicht jedoch der Name "Eurospeedway".
Man wollte nicht ein "fünfter oder sechster Ring in Deutschland
sein, zudem der Begriff "Lausitzring" vor allem in den
Altbundesländern negativ belegt war", so der Geschäftsführer.
Ein Kompromiß wurde gefunden, indem er die "Berlinlastigkeit"
entfernte und die Lausitz in den Namen der "modernsten Rennstrecke
der Welt" zurückkehrte.
Ein großer Traum aller ostdeutschen Motorsportfans ging mit
der Eröffnung des "Eurospeedway Lausitz" am 20. August
2000 in Erfüllung. Doch durch das damalige Verkehrschaos verprellte
die Rennstrecke zunächst zahlreiche Gäste. Die A 13, B
96 und B 169 mutierten an jenem Sommertag zum größten
Parkplatz der Lausitz. Hans-Jörg Fischer gestand Fehler auch
seitens der Projektführung ein, Zitat: "Die Kunden bringen
den Lausitzring immer mit Stau in Zusammenhang". Die geplante
Autobahn 16 schätzt er als "enorm wichtig" ein, da
sie eine "schnellere Verbindung mit dem Westen" verspricht.
Die Verkehrsanbindung wurde in den letzten Jahren beträchtlich
verbessert, so daß die kilometerlangen Staus nun endgültig
der Vergangenheit angehören dürften.
Slogans wie "Der Lausitzring ist pleite" oder "Investruine"
erschütterten im Vorjahr unsere Region. Was ist dran an diesen
Vorwürfen? Als korrekt erweist sich die Anmeldung der Insolvenz
im Juni 2002. Aufgrund der milliardenschweren Schieflage des damaligen
Hauptgesellschafters, der "Bankgesellschaft Berlin AG"
wurde der "Eurospeedway Lausitz" in diesen Sumpf hineingezogen.
Durch ihre Sanierungsauflage trennte sich die Bankgesellschaft auch
vom Lausitzring, so daß im Frühsommer des Vorjahres der
"berühmte Insolvenzknopf" gedrückt wurde. "Völliger
Blödsinn" ist laut Fischer jedoch die Bezeichnung "Investruine"
für die Rennstrecke, da weiterhin Veranstaltungen stattfinden
werden.
Für einen Neubeginn im Jahr 2003 bekommt die Anlage vom Land
Brandenburg eine Summe von zwei Millionen Euro zur Aufrechterhaltung
des Rennbetriebes, wobei die Betonung laut dem Geschäftsführer
auf "Darlehen" liegt. Der Landesregierung bescheinigt
Fischer daher "Weitsicht". Bis zum Jahresende soll ein
Käufer, höchstwahrscheinlich aus Übersee, präsentiert
werden. Hans-Jörg Fischer bezeichnet - sicher sehr treffend
- 2003 als "Schicksalsjahr" für das Hoffnungsprojekt
im Kohlepott.
Den größten Vorteil verspricht sich die Betreibergesellschaft
von der "in Kontinentaleuropa einzigartigen Ovalform des Lausitzrings".
Zudem können die Besucher von fast allen Plätzen die gesamte
Strecke einsehen. Laut dem Geschäftsführer ist der Lausitzring
"nie als Formel 1 -Strecke konzipert worden, jedoch sollte
die Königsklasse langfristig im Hinterkopf bleiben".
Hans-Jörg Fischer hofft auf die "Impulse, die vom Ring
ausgehen". Jedoch räumt er mit der weitverbreiteten Annahme
auf, daß die versprochenen 1 500 Arbeitsplätze direkt
an der Strecke entstehen würden. Vielmehr muß das Umfeld
stimmen. "Nutzen Sie uns. Sie werden der Gewinner sein",
so Fischer.
Den absoluten Höhepunkt der Rennsaison 2003 stellt das "Champ
Car-Rennen" vom 9. bis 11. Mai dar. Die Ticket für das
ausgefallene Rennen aus dem Vorjahr sind 2003 gültig. Hocherfreut
verkündet Hans-Jörg Fischer allen Fans die Rückkehr
des "Grand Marshals" Alessandro "Alex" Zanardi.
Torsten Richter
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Ein überglücklicher, strahlender Gewinner der zwei verlosten
"Silber-Tickets" für das Champ Car-Rennen vom 9. bis
11. Mai auf dem Lausitzring: Dieter Hornisch (l.) aus Cottbus konnte
sein Glück gar nicht fassen
Foto: Hnr. |