Daß
er, Lothar Parnitzke, ein Top-Unternehmer, eben in Berlin als Finalist
der Oskar-Initiative des Mittelstandes geehrt, hier auf dem Podium
sitzt, hat wohl damit zu tun, daß er unterschätzt wurde.
Er und seine Firma. Keiner wollte Kunella beimgroßen Ausverkauf
zur Wende, keiner wollte Parnitzke. Zumindest hier nicht. Aber Parnitzke
privatisierte den VEB Feinkost, holte sich Lieferantenkredite,
eine siebenstellige Summe, und schonte sich nicht. Ich hatte
für einen Tag die Woche Arbeit, mußte aber 40 Leuten
Lohn zahlen, erinnerte er sich. Da war an Jubel zum 100-jährigen
Firmenjubiläum 1994 kaum zu denken. Doch der geborene Cottbuser
setzte sich durch, inzwischen auch international. Das Schlüsselproblem
war: Kunella brauchte die Listung ins Sortiment der
Lebensmittelketten.
Zum Beispiel Marktkauf. Wir führen Kunella mit 37 Produkten,
sagt Karsten Stie-nert, der über allkauf und Globus zu Marktkauf
kam und 1999 in Groß Gaglow Chef wurde. Doch zur Wende, erinnert
er sich, lief alles andere. Da wollten auch Ostdeutsche nicht Feinkost
Cottbus, sondern lieber Maggi. Wir hatten unglaubliche Maggi-Abnahmen,
aber irgendwann kam die Einsicht, daß das Zeug auch nicht
besser schmeckt, als das liebgewohnte. Hier kam Ku-nellas
Chance: Was macht den Laisitzer stark? - LEINÖL und Quark!
Aber die Chance war noch schwer genug zu packen. Erst nachdem das
Produkt in vier Ketten stand, kam es in die fünfte fast problemlos.
Es entwickelte sich ja dann hier so ein Waren-Patriotismus,
und das ist auch gut so, erklärt Stienert. Natürlich
sei wegen der Zentraleinkäufe jede Reaktion auf Vor-Ort-Lieferanten
schwierig, letzlich aber machbar. Stie-nert und Parnitzke haben
heute ein gemeinsames Problem, das der Discounter-Dichte. Haben
Sie mich schon mal beim Discounter gefunden? fragt der Kunella-Chef
rhetorisch. Da steht das Billigste, nicht Kunella. Marktkauf hingegen
hält Breite vor, 20 oder dreißig Varianten pro Artikel,
vom preisgleichen Discounter-Produkt über die Mittelklasse
zu Premium. Die heimischen Produkte gehören fast immer
in die Mitte, manche sind auch höherwertig, sagt Stienert.
In Cottbus spürt der Mittelständler Lothar Parnitzke Gegenwind,
aus Stadt- und Landespolitik. Er berichtet von den vielen Messen,
die er besetzt. Zu anderen Ausstellern kommen immer die jeweiligen
Landesfürsten. Brandenburger? Fehlmeldung. Das
ist nicht Eitelkeit, sondern die Hoffnung auf notwendige Rückenstärkung.
Kunella beliefert inzwischen Skandinavien, Mexiko, Südafrika
und sogar die Uno. Aber ganz übern Berg ist man ja nie...
Wie solls weitergehen in Cottbus. Mit einem ECE? Beide Podiumsgäste
sind sich einig: Erst mal wär schon viel zu schaffen,
wenn der City-Handel einheitlich aufträte. Die Leute kommen
in den Lausitzpark wegen des einheitlichen starken Werbeauftritts,
wegen der Sicherheit, des harmonischen Flairs und der klaren Öffnungszeiten.
Vielleicht auch wegen Kunella. |

Produkte von hier zu listen, war noch zu keiner Zeit
ein Problem für Karsten Stienert, seit 1999 Marktkauf-Leiter
in Cottbus / Groß Gaglow

Eben als Finalist im Wettbewerb um den Mittelstands-Oskar
ausgezeichnet, diesen Donnerstag Gast auf dem PolitPiano-Podium
bei Andreas Groebe: Kunella-Chef Lothar Parnitzke

War mit seinem Saxophon wieder richtig gut drauf: Tobi Siebert,
Stundent der Fachhochschule Lausitz |