Guben
(MB). Backstuben sind seit Jahrhunderten Orte des Fleißes,
höchster Zuverlässigkeit und handwerklicher Meisterschaft.
Inzwischen haben Hilfsmittel und Computer Einzug gehalten und
die schwere Arbeit erleichtert.
Außer dem Geruch nach Hefe und Zuckerguss erinnert in der
Deulowitzer Higtech-Bäckerwelt nur noch wenig ans Backstuben-Idyll.
Hier wird für rund 100 Dreißig- und Feinback-Filialen
zwischen Frankfurt/Oder und Görlitz gebacken. 850 Mitarbeiter
sind in diesem Unternehmen 362 Tage im Jahr für die Kunden
da. Nach höchsten Lebensmittelnormen wird ständig aktuell
zertifiziert, Rohstoffe kommen vorwiegend aus der Region, und
etwa 65 Prozent der Produkte werden erst unmittelbar in den Geschäften
gebacken.
Das Qualitätsmanagement in einem solchen Handwerksunternehmen
ist Herausforderung für jeden - vom Meister bis zum Azubi,
der hier modernste Technik führen lernt.
Zu den großen Flächen, den großen Mengen und
den großen Automaten, die beherrscht sein wollen, gehören
auch die großen Sprüche. Niemand lernt
aus im Unternehmen Dreißig. Eben ist der erst 1999 eröffnete
Betrieb um ein Schulungs- und Marketingzentrum erweitert worden.
In den Filialen arbeiten die Frauen seit wenigen Tagen mit Kassen
einer völlig neuen Generation. Mit jeder eingetippten Position
werden nicht nur der Preis und die Bestandsveränderung erfasst,
sondern auf Wunsch erfährt der Kunde via Display auch die
Zutaten, die sein Kuchenstück enthält. Die Logistik
ist so perfekt, dass jede detaillierte Bestellung aus jedem beliebigen
Dorf des Einzugsgebietes präzise bearbeitet werden kann und
exakt, natürlich ofenfrisch, zur Auslieferung kommt.
Mit veralteten Vorstellungen ist im Handwerk nicht mehr
viel zu machen, richtet sich Peter Dreißig vor allem
an junge Leute. Wer hier mitkommen will, muss sich schon in der
Schule viel zutrauen. Dreißig spricht als Präsident
der Handwerkskammer und Mitglied des Geschäftsführenden
Präsidiums des ZDH: Zu viele Jugendliche brechen die
Lehre ab, weil die Anforderungen ungewohnt sind. Betriebe
wie diesen hat das Handwerk längst in vielen Branchen: mit
großen Dimensionen, mit großen Herausforderungen und
für große (An)Sprüche. J. Heinrich
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Handwerk
in der anderen Dimension: Dreißigs Backstube aus der Kaltenborner
Straße in Guben mit ursprünglich 30 Quadratmetern hat
sich am Standort Deulowitz vor den Toren der Neißestadt
auf die Größe mehrerer Fußballfelder ausgedehnt.
Produktions-chef Marcus Dreißig (l.) und Handwerksmeister
Peter Dreißig (2.v.r.) führten dieser Tage den Präsidenten
des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler (2.v.l.), und den Hauptgeschäftsführer
der Handwerkskammer Cottbus, Knut Deutscher (r.), durch die Hightech-Welt
der leckeren Bäcker- und Konditorprodukte
Aller
12 Minuten hat der Automat eine Portion Brötchenteig fertig.
Wie das ohne Knet-Muskelkater geht, weiß Daniel Schild,
der die Technik beherrscht. Mit seinen drei Lehrjahren ist er
jetzt schon seit viereinhalb Jahren ein Dreißiger
Fotos: Hnr.
Erst
sind sie gemächlich und wohltemperiert unterwegs, die künftigen
Brötchen oder Kaisersemmeln. Dann kommt der Kälteschock.
Gefrostet reisen sie in die Geschäfte und werden dort frisch
gebacken
Natürlich
bleibt Handwerk immer auch Handarbeit. Dem beliebten Mohnstollen
gibt hier Manuela Weber den zuckersüßen Mantel, und
in der Konditorei geht ohne Fingerfertigkeit (siehe Bilder rechts)
fast gar nichts
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