Region
(gg). Umzugskostenerstattung für Arbeitslose,
die der Arbeit von hier aus nach Bayern hinterher ziehen - das
gibt es schon noch, berichtet Reinhard Kröning von der Arbeitsagentur.
Nur die zusätzliche Wegzugsprämie von 2500 DMark, die
ist Geschichte. Ebenso wie der Umstand, dass Techniker, Schweißer
und Elektriker in der Lausitz keine Arbeit mehr finden. Ihr Fehlen
nämlich besonders macht den Ursprung der
aktuellen Fachkräftediskussion aus. Auch das von Altenpflegern,
Ärzten und Fachkräften im Gastronomie- und Hotelbereich.
Aber damit erschöpft sich das Problem schon fast. Leider!,
sagt Kröning, der lieber diesen Mangel verwaltet als Arbeitslosenzahlen
über 20 Prozent. Steffen Sickert, privater Arbeitsvermittler
in Cottbus, relativiert den Begriff. Nicht von Mangel sei zu sprechen,
wohl aber von Bedarf, der teilweise nicht gedeckt werden kann.
Gründe sehen beide sowohl in den Defiziten bei der Qualifikation
als auch bei den Unternehmern selbst. Noch zeitiger müssen
heute die Firmen ihren eigenen Nachwuchs heranziehen - das beginnt
manchmal schon vor der Ausbildung in der Schule. Zudem gehört
mehr dazu als nur den Job anzubieten: Kitaplätze, Weiterbildung,
Aufstiegsperspektiven, familienfreundliche Bedingungen.
Nicht überall lässt die Firmensituation dafür genügend
Muße und Vorbereitungszeit.
Deshalb haben sowohl Arbeitsagentur als auch der private Vermittler
nach Wegen gesucht, dem Problem beizukommen.
Während die Arbeitsagentur in den nächsten Monaten einzelne
Brennpunkt-Branchen zu Gesprächen und Arbeitsmarktbörsen
einlädt - von der Hotel- und Gastronomie im März bis
zur Transport- und Logistikbranche im November - knüpft Steffen
Sickert mit Unterstützung aus Mitteln des?Regionalbudgets
jetzt an ganz konkreten Arbeitsteilungen zwischen Kümmerern.
Dazu gehören das Frauenhaus Cottbus e.V. und die LausitzAkademie
e.V., die von Studenten für Studenten Praktika und Arbeitsplätze
organisiert. Mehr praktische Hilfe bei der Familienfreundlichkeit,
eine Datenbank für Absolventen mit regionalem Arbeitswunsch
und eine Organisationsbrücke für rückkehrwillige
Fachkräfte soll entstehen. Fünf Arbeitslose haben in
der letzten Woche allein in dieser Initiative eine Beschäftigung
gefunden. Gute Beispiele darüber hinaus gibt es auch schon:
Eine junge Tischlerin, die in der Schweiz ihr Handwerk lernte,
kommt zurück, um hier in der Nähe der Eltern eine Familie
zu gründen.
Und diese Fälle sollen mehr werden.
Beide Arbeitsmarktprofis stimmen auch darin überein, dass
in der Nähe zu Polen mehr Chancen als Risiken liegen. Schon
jetzt gibt es für polnische Ärzte nicht selten Ausnahme-Arbeitsgenehmigungen
in regionalen Krankenhäusern. Noch in diesem Jahr will die
Agentur Fachleute beiderseits der Grenze zu Gesprächen an
den Tisch bitten.
Mehr Probleme als der Agenturchef sieht Steffen Sickert allerdings
in dem großen Boom der Leiharbeitsfirmen. Da käme es
für die Auslese der schwarzen Schafe auf eine schnelle Entscheidung
zum Mindestlohn an, meint er. Reinhard Kröning nimmt die
Branche wenigstens regional in Schutz: Wir organisieren
Börsen mit ihnen,
weil sie seriös arbeiten und auch Löhne nach Tarifen
zahlen, die manchen Handwerksbetrieb in den Schatten stellen!
Ob die Berufsinformation für die Jugendlichen noch zeitgemäß
und ansprechend sei, darüber auch sind beide nicht ganz einig.
Mehr Mühe als Ehre allerdings - und das bestätigen beide
- macht es, heute Schulabgänger auf ein an regionalen Wirtschaftschancen
ausgerichtetes Bildungsgleis zu bringen.
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Zu Gast bei Gabi
Grube waren:
Links:
Reinhard Kröning, Geschäftsführer operativer Bereich
der Arbeitsagentur Cottbus: Wir haben 64 Vermittler, die
nur mit Unternehmen sprechen!
Rechts: Steffen Sickert, privater Arbeitsvermittler: Arbeitgeber
müssen nachdenken, was ihnen Fachkräfte wert sind -
Bildung, Familienakzeptanz, Aufstiegschancen!
Kommende
Woche
reden wir über:
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Es
gehts aufwärts in der Lausitz? mit Dr. Detlef Stronk
(Zukunftsagentur Brandenburg) und Dr. Andreas Kotzorek (IHK)
Die überweigende
Zahl der Cottbuser Betriebe - 5600 von 8100 (Balken links) hat
außer einem Chef keine weiteren Angestellten. Aus ungesunden
Wirtschaftsstrukturen lässt sich schwerer eine gesunde
Beschäftigungspolitik entwickeln
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