aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Außen Rückbau, innen verdichten
Marietta Tzschoppe will einen Stadtumbau mit "großen Würfen" / Nach Sachsendorf wird es auch Rückbau in Schmellwitz und Sandow geben / Alfred Roggan auf vergeblicher Suche nach den "Denkmalen von morgen"

Cottbus (h.) Genau vier Wochen nach Amtsantritt als Baudezernentin hatte Marietta Tzschoppe diese Woche im PolitPiano ihren ersten Medienauftritt. Sie stecke tief in Sondierungsgesprächen mit den Amtsleitungen ihres Bereichs. Sie wolle alles aufsammeln an Gedanken und Angeboten, was dazu führen könne, von den "kleinen Schritten" für Cottbus endlich zu den "großen Würfen" im Stadtumbau zu kommen. In zehn Jahren Modellstadt - besser: Sanierung der Innenstadt - sei eine Menge geschafft worden, manches aber auch liegengeblieben. Nun stehe man vor fast leeren Kassen und der Aufgabe, Prioritäten im Tiefbau zu setzen, in dem, vielleicht wegen des geringeren Vorzeigewertes - zu wenig angepackt wurde.
Trotz bewunderter Fassaden - auch denkmalpflegerisch hat Cottbus nicht nur Sonnenseiten. Bauherren beklagen zu engherzige Auflagen, andererseits Verschwendung (Abriß der teuer sanierten Backsteinschule) und Schlendrian (Vernachlässigte Stadtpromenade). Alfred Roggan wußte darauf erstaunlich wenig Konstruktives zu erwidern. Er wünsche sich wohl, mit seinen Kindern Eis essen zu gehen in der "Sternchen"-Bar und dann in den Pavillons daneben vielleicht zu wählen zwische Italiener, Griechen, polnischem oder bulgarischem Restaurant. Aber das sage er "als Bürger", nicht als Verantwortlicher der Denkmalpflege. Seit 1985 bekleidete er das Amt im alten Landkreis, seit 1996 in Nachfolge von Architekt Peter Kittel für Cottbus. In Interessenkonflikt kam er (auch an diesem Abend) als privater Sanierer eines wertvollen Gerberhauses in der Uferstraße mit den innenstadtbelebenden Bemü-hungen entlang dem Mühlengraben. Sein Wunsch nach stillen "Dorfangern" in der City findet kaum Gegenliebe und fand auch an diesem Abend kein Gehör. Indessen stimmte seine Frage nachdenklich: Wo sind die Denkmale von morgen? Der "Kulturaufgabe Bauen" gelte zu wenig Aufmerksamkeit.
Unterdessen koordiniert die Baudezernentin Gedanken, die Cottbus deutlich wohnlicher machen sollen - und die haben leider vorerst mit Abriß zu tun.
"Wir müssen die Stadt außen zurückbauen und innen verdichten", faßt sie zusammen. In Sachsendorf hat der Prozeß begonnen, erste Ansätze in gleicher Richtung gebe es für Schmellwitz, und Nachdenken auch für Sandow. Die Expertin schloß nicht aus, daß auch bereits sanierte Häuser noch abgerissen werden könnten. In anderen Städten gebe es Beispiele dafür, was letztlich nur bekräftige, wie bedeutsam weit gefaßte Konzepte für Stadtentwicklung seien.
Für die Innenstadt wünschen sich manche Cottbuser nun vor allem ein Kino. Mit "froher Botschaft" konnte die Dezernentin nicht dienen. Der ehemalige Tankstellen-Standtort, auf den sich die einzige (warum eigentlich?) Kino-Hoffnung richtet, ist verseucht, Geld zur Sanierung, das vom Land gefordert wird, nicht in Sicht. Der Grundstücksbesitzer akquieriere derzeit für die zu sanierende Fabrik dahinter Büromieter und werde, falls sich Erfolge einstellen, noch dieses Jahr zu bauen beginnen.
Still bleibt es dagegen vorerst auf der Kulturhof-Baustelle Petersilienstraße; man suche eine Lösung für den hohen Parkplatzbedarf der Gegend.


Beider Getränke-Wahl fiel auf trockenen leichten Meißener; damit erschöpfte sich aber schon fast die Übereinstimmung zwischen Baudezernentin Marietta Tzschoppe und Denkmalpfleger Alfred Roggan in einem recht kurzweiligen Talk am Donnerstagabend im Presse-Café in der WernerPASSAGE


Noch immer mehr Fragen als Antworten: Was wird aus der einst gepriesenen, später vorsätzlich vernachlässigten Stadtpromenade? Auch eine ECE-Galerie würde nur ein Anfang für eine längst überfällige neue bauliche Fassung des Bereichs westlich der Altstadt sein
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