aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Weniger ist mehr - ab 2007 nur 7 Bahnsteige und 1 Tunnel
Mit der Jahrhundert-Revolution der Bahn bietet auch Cottbus viel Neues am Gleis /
PolitPiano im DoppelDeck mit Experten der Deutschen Bahn

Hauptbahnhof Cottbus. Viele Menschen kennen ihn als "Kaufhaus mit Gleisanschluß". Mitunter ereignet sich aber auch Wichtiges an den Bahnsteigen. Zum Beispiel letztes Wochenende: da rollte ein ICE ein und ließ sich auf den Namen "Cottbus" taufen. War das ein weltstädtisches Signal für den neuen, ab Montag geltenden Fahrplan? Im PolitPiano gab's Informationen dazu.

Cottbus (h.) Statt zwölf Bahnsteigen wird es künftig nur noch sieben geben auf dem Cottbuser Hauptbahnhof, und auch die Tage des alten Tunnels zum Spreewaldbahnhof hin sind gezählt. "Er wird verfüllt", sagt Holger Hildebrand vom Bahnhofsmanagement, "und der neue wird verlängert und erschließt dann das Gelände nördlich der Bahnanlagen." Dort stellt sich die Stadt den künftigen Umsteigeplatz für das "Parken und Reisen vor", und auch Wohnbebauung ist vorgesehen. Das Bahnpost-Gebäude hinterm Wasserturm werde wohl abgerissen, damit dort einmal eine Brücke über alle Gleise führen und den Stadtring schließen kann. Abgesehen von dem Brückenprojekt soll der "neue Bahnhof" 2007 fertig sein. Muß er auch, denn, das wurde Donnerstag im PolitPiano sehr deutlich, der Bahn, seit 1994 Aktiengesellschaft, sitzt die Konkurrenz auf den Versen. Pressesprecher Burkhard Ahlert beschwört zwar den "Corps-Geist der Eisenbahner", und den der 2.600(!) Cottbuser im besonderen Maße, aber an das alte Bild des Eisenbahnerstolzes vermochte er nicht ganz anzuknüpfen angesichts "revolutionärer Änderungen" an den Fahrkartenschaltern.
Fachleute nennen das neue Preissystem die schärfste Zäsur in der gut 150jährigen Eisenbahngeschichte. Hin zum Fahrkartenschalter, Karte kaufen und fahren - das kann sich niemand mehr leisten. Ahlert: "Wenn Sie fliegen, buchen Sie doch auch lange im Voraus." Dahin will die Bahn ihre fernreisenden Passagiere erziehen - falls sie nicht vorher umsteigen auf andere Züge. Ab Sonntag können auch Cottbuser in die "LausitzBahn" der französischen connex-Gruppe einsteigen und nach Zittau oder Stralsund fahren - preiswert und recht komfortabel, wie versprochen wird.
Die vielen Fragezeichen betreffen allerdings vorwiegend den Fernverkehr. "Am Nah- und Verbundverkehr ändert sich inhaltlich nichts", informiert der Pressesprecher, "denn hier werden die Verbindungen vom Land bestellt. Der Bund stellt dafür Geld zur Verfügung." Aber auch die neuen Regelungen im Fernverkehr "sollten letztlich die Kunden am Schalter bewerten", meint Ahlert. Seit 1. November werden Tickets für Fahrten nach dem 15. Dezember verkauft - über 1,3 Millionen schon bundesweit. Die Bahn rechnet mit einem grandiosen Weihnachts-Reisegeschäft.
214.000 Menschen beschäftigt die Bahn noch bundesweit, etwa 5.800 Bahnhöfe werden angefahren. Das sind viel weniger als noch vor Jahren. Das "Programm 1019" befaßt sich mit Bahnhofsverkäufen. Das Geschäft laufe schleppend, deutet Hildebrand an, aber der Bahnhof Merzdorf sei an eine Gesellschaft verkauft worden. Wer einen ruhenden Bahnhof erwerben möchte - ohne Ansprüche auf die Gleisnutzung! - kann sich bei der DB-Immobilien über die Angebote informieren; sie sitzt im historischen Cottbuser Spreewaldbahnhof.
Ob Cottbus indessen bald einen - wenn auch nicht Bahnhof, so doch Haltepunkt - mehr hat, war im Talk im Presse-Café auch nicht ganz verbindlich zu ergründen. Ja, es werde wohl der Bahnsteig mit Tunnel in Sandow am Parkbahn-Dreieck gebaut - falls Geld da ist...


Denis Kettlitz entlockte Burkhard Ahlert, Pressesprecher der Bahn AG Berlin/ Brandenburg, und Holger Hildebrand vom Bahnhofsmanagement spannende Informationen zur aktuellen Lage am Schienenstrang, Gabi Grube legte nach (v.l.n.r.), das Publikum kam ebenfalls wie immer zu Wort

Foto: Hnr.
zurück...