Cottbus
(cn). Einen "unglaublichen Zuwachs des Parkerlebnisses"
verspricht sich Hermann Graf von Pückler, wenn der bisher minder
gepflegte Vorpark gestaltet werde. Kürzlich hatte ein Diplomand
der Universität Hannover die vom Fürsten Pückler
für Kutschfahrten angelegte Außenumfahrung des Branitzer
Parks wiederentdeckt - ein "sensationeller Fund", wie
der Graf am Donnerstag im PolitPiano sagte. Der Weg folgte der Englischen
Allee hinaus über die heutige B 115, schmiegte sich in leichtem
Linksbogen an die jetzige Dissenchener Bahnlinie an und führte
dann östlich der Gärtnerei zurück in die Kiekebuscher
Allee. "Er muß wieder hergerichtet werden", so der
Graf.
Motorradfan
mit blauem Blut
Hermann Graf
von Pückler will Motorradausstellung in Branitz einrichten
Cottbus. Adel verpflichtet. Obwohl: "Mir war das immer peinlich.
Was kann ich dafür, daß ich Pückler heiße?"
sagt Hermann Graf von Pückler, Urgroßneffe des "grünen
Fürsten", dem Cottbus Schloß und Park verdankt.
So will er denn im PolitPiano einfach nur mit Hermann angeredet
werden.
Der Rechtsgelehrte, BTU-Ehrensenator und Münchener CSU-Schatzmeister
hat sich erst in letzter Zeit mit seinen Wurzeln beschäftigt.
In der Jugend, kurz nach dem Krieg, stand ihm der Sinn nicht nach
Familiengeschichte. 1983 war er zum ersten Mal in der DDR. "Es
war wie ein Museumsbesuch", erinnert er sich. "Die Betrachtung
'Das war mal unsers' brachte nichts." Emotionen kamen erst
bei Nachwendebesuchen auf. Sie gaben den Ausschlag, "wieder
einen Fuß hierher zu setzen." Er wunderte sich über
die Unvoreingenommenheit der Lausitzer. "Die DDR-Ideologie
hat doch adlige Familien als Blutsauger hingestellt." Wohl
auch der gekonnte Umgang mit der Sense verschaffte ihm Respekt.
Beruhigend: "Ich würde Schloß und Park nie aus den
Händen derer nehmen, die heute darüber verfügen."
Allerdings plädiert er für eine neue Perspektive für
Pücklers Erbe: Nicht mehr unter städtischer Obhut sollte
es stehen, sondern unter der des Landes Brandenburg. So, wie es
Sachsen mit dem Muskauer Park vorgemacht hat. "Dann wären
wir auf gleicher Augenhöhe." Die Sehenswürdigkeiten
in Branitz, Muskau, Dresden und Potsdam müßten gemeinsam
vermarktet werden. Der hiesigen Stiftung stellt er ein gutes Zeugnis
aus: "Was sie mit dem Pückler-Schaffen macht, ist 1. Klasse."
Parkbesuchern empfiehlt er, den neu geschaffenen "sensationellen
Blick" vom Schloß über die Parkschmiede in die Feldflur
hinein zu genießen. Im Frühjahr möchte der 63-Jährige
- ein leidenschaftlicher Motorradfahrer - seine Renn-Motorräder-Sammlung
in Branitz ausstellen. Im Juni wird wieder das Parkfest gefeiert;
Gotthilf Fischer hat sich angesagt. Vertreter der "Bürger
für Cottbus" monieren, daß die Cottbuser zu wenig
in die Festvorbereitungen einbezogen würden. Hermann verspricht
Besserung.
Aller zehn Tage kommt der Graf in die Lausitz, "eine sehens-
und liebenswerte Landschaft". Doch sie müsse sich mehr
auf ihre Stärken besinnen, rät er. Ein von Industrie gesegneter
Landstrich sei sie nie gewesen; die Völkerwanderung aus der
Lausitz hinaus sei Folge der "Überbesetzung" durch
die Energiewirtschaft. Was die Region benötigt? Einen starken
Mittelstand. Und einen Adligen mit Ideen.
C.N.
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Hermann Sylvius Graf von Pückler (rechts) und Moderator Denis
Kettlitz diskutieren aktuelle Fotos, die Besucher mitgebracht haben
Foto: Christoph Neumann |